Gifhorner Schiedmann schlichtet in bis zu 90 Prozent der Streitfälle

Gifhorner Schiedmann schlichtet in bis zu 90 Prozent der Streitfälle

Landkreis Gifhorn. „Der Himmel über meinem Grundstück gehört mir – und damit können auch meine Bäume so hoch wachsen, wie sie wollen!“ Solche Sätze hört Wolfgang Kortgödde immer wieder. Dann muss der Schiedsmann, der für die Gifhorner Kernstadt und Winkel zuständig ist, die Betroffenen aufklären mit dem Ziel, zwischen Konfliktparteien zu vermitteln und unnötige Gerichtsverfahren zu vermeiden.

Aus 13-jähriger Tätigkeit als Schiedsmann weiß Wolfgang Kortgödde: Unverbesserliche Steithähne sind äußerst selten

Zurück zum himmelstrebenden Baum, einem „Klassiker“ unter den Zankäpfeln bei Auseinandersetzungen am Gartenzaun: Der Nachbar hat durchaus ein Wort mitzureden, wenn es um die Höhe der Gewächse geht, so ist es im Niedersächsischen Nachbarrecht festgelegt.
Äste, Wurzeln, lautstarke Musik oder Geruchsbelästigungen sind weitere Anlässe für Zwist.  Hier kann ein Schiedsmann als Schlichter helfen, ebenso bei Beleidigungen, übler Nachrede, Verleumdung, Bedrohung oder bestimmten vermögensrechtlichen Streitigkeiten. „Der beste Weg für eine Einigung ist natürlich immer noch das direkte Gespräch mit dem anderen“, so Kortgöddes Überzeugung.  Bleibt dies ergebnislos, ist ein Schiedsverfahren oft eine bessere Lösung als die Klage bei Gericht. Bei manchen Streitfällen ist eine Klage sogar ausgeschlossen, solange nicht eine Einigung im Schiedsverfahren versucht wurde.
Wie kann ein
Schiedsverfahren ablaufen?

Der erste Schritt ist ein Telefonat mit dem zuständigen Schiedsmann oder der Schiedsfrau, in dem der Sachverhalt besprochen wird. Steht fest, dass sich der Streitfall für ein Schiedsverfahren eignet, besucht der Betroffene den Schiedsmann und bespricht mit ihm seinen Antrag. Der Antragsteller muss auch den Kostenvorschuss von rund 50 Euro zahlen, der in der Regel die Kosten des gesamten Verfahrens deckt. „Ich habe auch Fälle erlebt, bei denen sich die Kontrahenten nach der Schiedsverhandlung so gut verstanden, dass sie sich die Kosten geteilt haben“, erzählt Kortgödde, der in 13 Jahren Tätigkeit im Gifhorner Schiedswesen bei rund 200 Konflikten zwischen Bürgern moderiert hat.
Der Schiedsmann schickt den Antrag mit einer Ladung zu einem gemeinsamen Gespräch der Parteien und lädt die Kontrahenten an einen neutralen Ort ein, beispielsweise ins Rathaus. Dieses Gespräch findet in vertraulicher Atmosphäre unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Beide Parteien haben hier Gelegenheit, ihre Standpunkte zu erläutern. Der Schiedsmann ist nur Moderator, sorgt für einen geordneten und ruhigen Ablauf und macht bei Bedarf Vorschläge für eine Lösung des Problems. „Es geht nicht darum, dem einen Recht zu geben und den anderen zu verurteilen.“

Wenig Aufwand,
wahrscheinlicher Erfolg

Schiedsmann Kortgödde freut sich darüber, dass in 80 bis 90 Prozent seiner Schiedsfälle eine Einigung möglich ist, die von ihm sofort protokolliert wird. Meist sind die Betroffenen froh, wenn der bisherige „Kriegszustand“ beendet werden kann, ohne dass sich der Einzelne als Verlierer fühlen muss. „Jeder Beteiligte erhält eine Kopie des unterschriebenen Protokolls. Dieser ist wie ein Vertrag, der bei Nichterfüllung gerichtlich einklagbar ist. Aber dies kommt erfahrungsgemäß selten vor“, so Wolfgang Kortgödde.
Ist keine Einigung zu erreichen, stellt der Schiedsmann dem Antragsteller eine entsprechende Bestätigung aus. Der Antragsteller kann dann entscheiden, ob er sein Recht bei Gericht einklagen will.
Die Vorteile eines Schiedsverfahrens liegen laut Kortgödde auf der Hand:

❱    schnelles Ergebnis (zwischen Antragstellung und Verhandlung liegen rund drei Wochen)
❱    überschaubare Kosten von rund 50 Euro für den Antragsteller
❱    diskrete Abwicklung ohne unbeteiligte Zuhörer
❱    gute Chance auf eine Einigung
❱    Einklagbarkeit des Resultats

Was treibt einen Menschen an, ehrenamtlich die Streitereien anderer Leute beizulegen, Hunderte von Streithähnen zur Vernunft zu bringen oder dies zumindest zu versuchen? Für Kortgödde ist die Antwort einfach: „Man muss die Menschen einfach mögen.“

❱❱ www.schiedsmann.de