Gesund wohnen mit dem richtigen Boden unter den Füßen
Fast 90 Prozent unserer Zeit halten wir uns in geschlossenen Räumen auf – insbesondere in der Herbst- und Winterzeit machen wir es uns in den eigenen vier Wänden gemütlich. Umso wichtiger, dass Schadstoffe mit der richtigen Baustoffwahl vermieden werden und uns keine gesundheitsschädlichen Stoffe in Haus und Wohnung belasten.
Gerade Materialien mit denen wir im direkten Kontakt stehen, wie der Bodenbelag, sollten mit Bedacht ausgewählt werden, wenn wir ohne Bedenken barfuß darüber laufen und unsere Kinder darauf spielen lassen wollen. Neben optischen Kriterien empfiehlt der Experte für Baustoffe und Wohngesundheit vom Ratgeberportal www.aktion-pro-eigenheim.de, Josef Spritzendorfer, deshalb auch einen Blick auf gesundheitliche Aspekte zu werfen.
Ob Parkett, Fliesen, Kork, Laminat oder Teppich – auch der Fußboden kann Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden haben. Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Schwindel, Hautausschläge, Asthma – die Liste der Krankheitssymptome verursacht durch Schadstoffe im eigenen Haus ist lang. Und meist ist es schwer, den genauen Auslöser zu finden. „Sind gesundheitliche Probleme durch eine Wohnraumbelastung vorhanden, können Haus- und Wohnungseigentümer durch eine Raumluftprüfung die Art der Belastung herausfinden: Formaldehyd, flüchtige organische Verbindungen (VOC), schwerflüchtige Lösungsmittel (SVOC), Schimmel oder in Altbauten auch Holzschutzmittel, polychlorierte Biphenyle (PCB) oder polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) können Experten auf diese Weise aufspüren“, weiß Baustoff-Experte Spritzendorfer vom Ratgeberportal www.aktion-pro-eigenheim.de. In Einzelfällen geben gezielte Materialproben-Untersuchungen weiteren Aufschluss. Um derartige Belastungen zu vermeiden, sollten Bauherren von Anfang auf die richtige Materialwahl beim Hausbau achten.
Verschiedene Bodenbeläge
unter der Lupe
Je nach Bodenbelag lauern unterschiedliche Schadstoffquellen: Laminatböden wirft man beispielsweise vor, dass kritische Kleber zum Einsatz kommen und der Boden stark elektromagnetische Aufladungen verursacht. Naturteppiche beinhalten häufig Pyrethroide als Mottenschutz, bei Linoleum und Korkböden können Oxidationsprozesse zu starken Geruchsbelastungen führen (Hexanal, Furfural) und Holzfußböden werden oft mit gesundheitsbeeinflussenden Stoffen wie Öle oder Lacke an den Oberflächen behandelt. „Wesentlich gebessert hat sich diese Situation durch die seit Januar 2011 vorgeschriebenen Emissionsprüfungen für eine bauaufsichtliche Zulassung durch das DIBT (Deutsches Institut für Bautechnik)“, erläutert Spritzendorfer. Auch können einzelne Bodenbestandteile wie Estrich, Spachtelmasse, Kleber, Grundierung und Bodenbelag miteinander „reagieren“. In Grundierungen sollte deshalb Benzylalkohol vermieden werden (Entstehung übelriechenden Benzaldehyds möglich). Zudem kann Ammoniak im Klebstoff in Verbindung mit Zement-Untergründen und Spachtelmassen zur Freisetzung des Ammoniaks führen.
Expertentipps für den
„wohngesunden“ Fußboden
Chemikaliensensitive Bauherren und Hausbesitzer wie beispielsweise Allergiker sollten gerade bei Teppich-Belägen auf geruchsintensive Produkte verzichten. Zu empfehlen ist das „Austesten“ eines Musters: Einige Tage neben dem Kopfkissen geben meist Aufschluss über die persönliche Verträglichkeit. Auch sind langflorige Teppiche nicht für Allergiker geeignet, da diese einen Nährboden für Milben und deren allergenen Kot bieten. Kurzflorige, regelmäßig gut gereinigte Teppichböden haben zudem den Vorteil, dass der Hausstaub kurzfristig (bis zur nächsten Reinigung) gebunden wird und weniger aufwirbelt als bei glatten Böden. Auch Fliesen gelten als allergenfrei. Sie bieten zudem keine Nahrungsgrundlage für Milben, sind geruchsfrei und geben Schimmelpilzen wenig Chancen. Dank der hohen Speicher- und Wärmeleitfähigkeit sind Fliesen der ideale Belag für eine Fußbodenheizung.
Grundsätzlich gibt es aus nahezu allen Bodenbelags-Gruppen emissionsarme, gesundheitsverträgliche Produkte. „Orientierung liefern hier Emissionsprüfberichte unabhängiger Prüfinstitute oder verschiedene Umweltzeichen“, so Spritzendorfer. Umweltprüfzeichen gibt es in Deutschland eine ganze Reihe. Viele dieser Zeichen halten aber nicht immer, was sie versprechen – dies vor allem im Hinblick auf eine herstellerneutrale, gesundheitliche Bewertung. „Derzeit liefern für den Produktbereich Bodenbelag allein das natureplus- und das eco-Prüfzeichen für den Verbraucher umfassende und transparente Beurteilungen. natureplus-geprüfte Bodenbeläge bestehen zu mindestens 85 Prozent aus nachwachsenden oder nachhaltig gewonnenen Rohstoffen und sind garantiert schadstoff- und emissionsarm. Das eco-Prüfzeichen garantiert gesundheitliche Unbedenklichkeit durch umfassende Emissions- und Schadstoffprüfungen bei transparenten Prüfkriterien“, erläutert Spritzendorfer.