Erst Sturm, dann Glätte: schwere Schäden im Kreis Gifhorn
Gifhorn. „Niklas“ wird aller Voraussicht nach in diesem Jahr nicht der beliebteste Vorname für Jungen in Gifhorn und Umgebung werden. Das gleichnamige Orkantief richtete im Kreisgebiet am Montag und Dienstag und Umgebung nämlich erhebliche Schäden an.
Elf Tote forderte der Sturm in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In und um Gifhorn blieb es zwar bei Sachschäden und Verletzungen, aber die vergangene Woche war für den Landkreis das größte Wetter-Debakel seit den Überschwemmungen im vergangenen Sommer.
Böen mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde fegte Niklas am Montag und Dienstag durch den Kreis Gifhorn. Es gab zahlreiche Unfälle, blockierte Straßen und Schienen, Stromausfälle – und jede Menge Arbeit für Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und LSW.
Immer wieder mussten unter anderem die Bundesstraßen 4, 188 und 214 an verschiedenen Stellen gesperrt werden, weil umgestürzte Bäume sie blockierten. Einige landeten auch auf fahrenden Autos. Darüber hinaus wehten Böen Anhänger von den Straßen.
Als besonders gefährlich entpuppte sich die K 28, die zwischen Bokensdorf und Grußendorf durch einen Wald führt: Dort wurde die Feuerwehr vom Bergen zweier Autos unter Bäumen abgezogen und die Straße komplett gesperrt – die Gefahr war zu groß.
Pausenlos im Einsatz waren nicht nur die Feuerwehrleute. Auch die Techniker der LSW waren vor allem im Nordkreis im Dauereinsatz, weil immer wieder Bäume Freileitungen beschädigten und Stromausfälle verursachten. Zum Erliegen kam am Nachmittag der Zugverkehr, es fuhren teilweise Ersatzbusse.
Die Schäden sind noch nicht zu beziffern, aber zu tun gab‘s den ganzen Tag über für die Einsatzkräfte im Kreis Gifhorn: Orkantief Niklas hielt sie mit umgestürzten Bäumen und fortgewehten Anhängern pausenlos in Atem. Folgen waren auch Ausfälle im Bahnverkehr und in der Stromversorgung.
Nach einem bereits heftigen Auftakt am Montag legte der Orkan am Dienstagvormittag so richtig los, um sich am Nachmittag noch zu steigern. „Wir können es nicht mehr zählen und dokumentieren es auch nicht mehr“, sagte Polizeisprecher Thomas Reuter.
„Einen so starken Sturm hatten wir lange nicht mehr“, so Reuter, der Niklas als Orkan einstufte.
Am Mittwoch waren die Sturmböen abgeklungen, dafür brachte das Tiefdruckgebiet Schnee, Graupel und Hagel mit und ließ die Straßen zu seifigen Rutschbahnen werden.
Nach dem Sturm kam die Winterglätte
Unter anderem landeten drei Lastwagen im Graben: Am frühen Mittwochmorgen kam ein Lkw auf der L 320 zwischen Vollbüttel und Ribbesbüttel von der Fahrbahn ab und geriet in den Graben. Wegen des aufgeweichten Untergrunds kippte der Transporter mit 20 Tonnen Kartoffeln um. Der Fahrer blieb unverletzt. Um 8 Uhr passierte dem 47-jährigen Fahrer des Bergekrans kurz hinter dem Ortsausgang Ribbesbüttel das Gleiche: Er kam auf dem Weg zur Unfallstelle Reuter zufolge ebenfalls im Kranfahrzeug wegen Winterglätte nach rechts von der Fahrbahn ab und wurde verletzt. Zur Bergung wurden zwei weitere Spezialkräne bestellt.
Um 4.50 Uhr erwischte es auf der B 4 zwischen den Abfahrten nach Vordorf einen 27-jährigen Brummifahrer: Er geriet nach links von der Fahrbahn ab und streifte einen Baum, ehe der Lastwagen zum Stehen kam. Zum Glück habe es keinen Gegenverkehr gegeben, so Reuter.Beide Straßen mussten bis zum späten Nachmittag gesperrt werden. Es gab entsprechende Behinderungen.
Der Schaden, den das Wetter in dieser Woche angerichtet hat, ist noch nicht zu beziffern.