Neujahrsempfang der Stadt Peine
Peine. Die Stadt hatte eingeladen und 210 Gäste kamen am Montagabend ins Rathausfoyer zum traditionellen Neujahrsempfang. Vier von ihnen wurden für ihre Leistungen und ihr Engagement geehrt. In seiner Neujahrsrede stellte Bürgermeister Michael Kessler das Thema Flüchtlinge in den Vordergrund seines Rück- und Ausblicks.
Man habe im vergangenen Jahr merken können, „dass in Peine die Herzlichkeit zu Hause ist“. Dies bezog der Bürgermeister sowohl auf das Europaschützenfest im August, als die Stadt Tausende von Gästen herzlich aufnahm. Zum anderen hätten die Peiner auch die zahlreichen Flüchtlinge begrüßt und aufgenommen. Dies hätten sie ungeachtet der Irrungen in der Bundespolitik „einfach so, in dem Bewusstsein, dass Hilfe nötig ist“, getan. „Auf eine Stadt mit solchen Bürgerinnen und Bürgern bin ich als Bürgermeister stolz und bedanke mich für die Unterstützung“, betonte Kessler.
Er habe lange überlegt, ob er das Thema Flüchtlinge in den Mittelpunkt stellen sollte, aber es sei nun einmal das zentrale Thema der Zeit und der Stadt, dem er sich in der Neujahrsrede stellen müsse.
In einem historischen Rückblick zeigte Kessler auf, dass die Gründe für die derzeitige Lage in Ländern des Nahen Ostens, aus denen ein Großteil der aktuellen Flüchtlinge stammen, ihren Ursprung in Entscheidungen des Westens – namentlich der Versailler Verträge – finden. Nach Ende des Ersten Weltkriegs seien Grenzen beliebig am Reißbrett gezogen worden, ungeachtet der gesellschaftlichen und religiösen Unterschiede der Region. „Diese grenzenlose Überheblichkeit der Delegierten des Versailler Vertrages ist die maßgebliche Ursache für die heutigen Konflikte“, stellte Kessler klar.
Neben den Kriegsflüchtlingen aus Syrien, Irak und und Afghanistan kämen auch aus Afrika, dessen Küsten Europa nicht absperren könne, zahllose Menschen. Allein aus Eritrea flüchteten täglich rund 5000 Personen Richtung Europa.
„Diese Fluchtbewegungen werden Deutschland und Europa massiv verändern – über Jahre, wenn nicht sogar über Jahrzehnte. Vielleicht ist das auch das Ende der Zeit, in der wir auf der gemütlichen Seite der Globalisierung sitzen“, so Kesslers Befürchtung.
Neben dem Dank an Helfer und dem Aufruf an die Bürger, sich auch weiterhin für die Integration einzusetzen, stellte der Bürgermeister aber auch klar: „Integration muss mit der unmissverständlichen Ansage laufen: Fördern und Fordern“. diese setze Anpassungsbereitschaft seitens der Migranten voraus. Wer dies nicht wolle, sei hier fehl am Platz.
Bürgerpeise, Integrations- und Bodenstedt-Preis
Nach den ernsten Worten folgte eine angenehmere Aufgabe für den Bürgermeister: die Ehrung verdienter Mitbürger mit Preisen, die mit 250 Euro dotiert sind und die er mit einem Blumenstrauß überreichte.
Den Bürgerpeis der Stadt erhielt Marianne Pawelczyk für ihr jahrzehntelanges gewerkschaftliches Engagement in der IG Metall, in der IG BCE sowie als gewerkschaftliche Vertrauensfrau bei der Firma Pelikan. Hinzu kommt Pawelczyks Engagement im Sozialverband, Ortsgruppe Vöhrum, sowie im Heimat- und Kulturverein Vöhrum-Eixe-Landwehr.
Der zweite Bürgerpreis ging an den langjährigen Vorsitzenden des Industrie- und Wirtschaftsvereins Peine und Umgebung Hartmut Meyer. In seiner Amtszeit entstand die Idee für „Peiner Firmen stellen sich vor“, die großen Anklang fand und auch von anderen Insitutionen nachgeahmt wurde. Die Veranstaltung, die inzwischen 18-mal stattfand, biete eine Plattform für einen regen Austausch zwischen Politikern, Vertretern der Verwaltung und führenden Kräften der Industrie- und Wirtschaftsunternehmen, so Kessler in seiner Laudatio.
Dr. Ulrika Evers, die seit 27 Jahren das Kreismuseum leitet, wurde mit dem Bodenstedt-Preis geehrt. Bürgermeister Kessler betonte, dass Evers mit den Veranstaltungen immer wieder überrascht und so auch bei vermeintlich Uninteressierten das Interesse für einen Museumsbesuch geweckt habe.
Last but not least ging der Integrationspreis an Hadi Bacaksiz, der seit seiner Jugend in Peine eine Brückenfunktion zwischen der traditionellen türkisch geprägten und der deutschen Kultur erfülle. Dabei spiele der Sport eine wesentliche Rolle, erinnerte Kessler. Anfangs im Boxsport (Bakaksiz wurde zwischen 1979 und 1982 dreimal Niedersachsenmeister), später im Fußball. 1986 gründete er den SV Bosporus Peine. Sowohl im Sport als auch im Arbeitsleben als Mitarbeiter und Betriebsratsmitglied bei der Peiner Umformtechik habe er sich um die Integration verdient gemacht.
Viele Glückwünsche nahmen die geehrten bei Getränken und Häppchen entgegen und der inoffizielle Teil diente den über 200 Anwesenden zum Austausch über Gott, Peine und die Welt.