Das Ziel: Deutsch lernen
Mehrere Stunden täglich befassen sich die Flüchtlingskinder an der Hauptschule Meinersen in verschiedener Form mit der deutschen Sprache.Photowerk

Das Ziel: Deutsch lernen

Von jörn graue
Meinersen. Die zehn Schüler aus der Sprachlernklasse an der Hauptschule Meinersen schauen auf ihre Arbeitsblätter. Darauf sind die Bestandteile eines Autos wie Lenkrad, Motor oder Seitenspiegel abgebildet und benannt. „Wie heißen diese Dinge in eurer Sprache?“, fragt Deutschlehrerin Elisabeth Byl. Das eine Mädchen und die neun Jungen sind zwischen elf und 16 Jahre alt und zumeist mit ihren Familien aus unterschiedlichen Ländern als Flüchtlinge in die Samtgemeinde gekommen. Die vordringlichste Aufgabe für den Nachwuchs: Das Erlernen der deutschen Sprache.
„Wenn es erst einmal Klick gemacht hat, wollen die Schüler auch“, sagt Rektorin Frauke Heisterhagen im exklusiven Gespräch mit hallo Gifhorn. Immer wieder habe es in der Vergangenheit junge Menschen gegeben, die sich in relativ kurzer Zeit die Sprache angeeignet und richtig gute Abschlüsse gemacht hätten. Junge Flüchtlinge und deren Integration in den Schulalltag sind für die engagierte Pädagogin und ihre Kollegen nicht erst seit dem vergangenen Sommer ein Dauerthema. Bedingt durch das Meinerser Asylbewerberheim kommen immer wieder Kinder und Jugendliche aus anderen Ländern zum Unterricht an die Hauptschule.

Unterricht in eigener Klasse

Der sieht vor, dass die Mädchen und Jungen täglich mehrere Stunden in der eigens eingerichteten Sprachlernklasse verbringen. Zusätzlich gehen sie für eine bestimmte Zeit in ihre jeweiligen Stammklassen an der aktuell 220 Köpfe zählenden Hauptschule. Jene Schüler, die in der Samtgemeinde aufwachsen, reagieren der Rektorin zufolge grundsätzlich offen auf ihre neuen Mitschüler. Bislang seien Konflikte aus wechselseitigen Sprachbarrieren heraus entstanden. Hier habe eine klare Ansprache zusammen mit der Polizei allerdings Wirkung gezeigt. Unter dem Strich gebe es mit Flüchtlingskindern nicht mehr Streitigkeiten als mit anderen Schülern, sagt Frauke Heisterhagen.
Sie und ihre Kollegen wissen um die ungewisse Situation von einzelnen Flüchtlingsfamilien, die früher oder später mit der Abschiebung rechnen würden. Zudem komme es vor, dass Kinder – etwa durch Kriegserlebnisse – traumatisiert sind und sich nach einer gewissen Zeit einem Erwachsenen in der Schule anvertrauten. Darauf müsse dann gemeinsam reagiert werden.

Mit Abbildungen lernen

Beim allmählichen Erlernen einer neuen Sprache spielt Visualität eine zentrale Rolle. Daher setzt Elisabeth Byl vor allem auf Lehrmaterialien, die Abbildungen und die dazugehörigen geschriebenen Begriffe enthalten. „Es braucht schon häufiges Umdenken, zum Beispiel bei der Schreibweise von Zahlen“, berichtet die Deutschlehrerin.
Die Herausforderungen des Spracherwerbs geht die Meinerser Hauptschule ganz bewusst noch von einer weiteren Seite aus an: Einmal wöchentlich geht die Sprachlernklasse in die Sporthalle, um unterschiedliche Ballspiele zu trainieren. „Das Interesse am Sport ist groß“, schildert Lehrer Tom Jähne.