Krisenhilfe im Landkreis Peine steht am Wochenende bereit
Landkreis Peine. Eine seelische Krise kann aus unterschiedlichsten Gründen jeden treffen, auch die, die glauben, sie könnten „das schon wegstecken“. Oft wird das Ausmaß für die Betroffenen erst dann wirkich erkennbar, wenn es um sie herum ruhiger wird, beispielsweise nach Feierabend und am Wochenende. Und ausgerechnet dann fehlen Ansprechpartner für die Hilfesuchenden. Diese Lücke schließt der Sozialpsychiatrische Dienst des Landkreises Peine mit seiner Krisenhilfe.
Seit dem vergangenen November nehmen zwei Mitarbeiter der Krisenhilfe am Wochenende und an Feiertagen Telefonate entgegen und bieten unkomplizierte Soforthilfe an.
„Krisen halten sich nicht an Öffnungszeiten“, weiß Ansgar Piel vom Sozialpsychiatrischen Dienst. Darum zahlt der Landkreis zurzeit 32 Fachkräfte, die abwechselnd die Telefondienste übernehmen. Mit dabei sind Psychologen, Krankenpfleger, Pädagogen, Heipraktiker und weitere Berufsgruppen aus dem sozialen Bereich.
Unkompliziert,
vertraulich, niederschwellig
Wichtig bei dem Angebot ist die Niederschwelligkeit. Es genügt, das Telefon in die Hand zu nehmen und anzurufen. Es braucht kein Name genannt zu werden, und die Gespräche sind selbstverständlich vertraulich. „Wir haben festgestellt, dass bei den Telefonen sogar die Nummern nicht komplett angezeigt werden“, erklärt Piel lächelnd.
So einfach und unverbindlich die Kontaktaufnahme ist, so umfassend kann die Soforthilfe sein. Diplom-Sozialpädagogin Kathrin Ehrenberg, die mit Piel und Diplom-Psychologe Arnold Heldt die Krisenhilfe koordiniert, zählt auf: „Das kann eine reine Information sein wie beispielsweise eine Hilfeorganisation, die sich mit dem konkreten Problem auskennt, bis zur intensiven Austausch im Gespräch. Außerdem kann ein persönlicher Beratungstermin vereinbart werden. Oder das Problem ist gerade so schlimm, dass wir die Anrufer sofort besuchen, das kommt auch vor.“
Angehörige und Freunde
können auch anrufen
Oft ist dem Betroffenen das Problem nicht so bewusst wie seinem Umfeld, oder die Hemmungen, um Hilfe zu bitten, sind zu groß. Darum können auch Angehörige oder Freunde bei der Krisenhilfe um Rat fragen.
Was für Gründe kann eine seelische Krise haben? Arnold Heldt macht es kurz: „Einfach alles Mögliche.“ Eltern, die an Erziehungsschwierigkeiten verzweifeln, jemand, der einen geliebten Menschen verloren hat oder die Trennung vom Partner nicht verkraftet – das sind häufige Gründe. Die weiteren sind so vielfältig wie die Menschen selbst.
Gemeinschaftsprojekt
satt Konkurrenz
Das Krisenhilfe-Team macht deutlich, dass ihr Angebot keinesfalls in Konkurrenz zu anderen Hilfeorganisationen steht – im Gegenteil: „Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt“, so Piel. Und Heldt verweist auf die Broschüre „Notnagel“, in der 30 Vereine und Institutionen zusammengefasst sind. Diese liegt an vielen öffentlichen Stellen aus und kann auf der Internetseite des Landkreises heruntergeladen werden.
Offen für alle Bürger
im Peiner Land
Als erste Erfahrungen aus der Startphase des Krisendienstes nennt Piel zwei Punkte: „Zum einen können wir feststellen, dass das Angebot in Anspruch genommen wird. Leider kommen die meisten Anrufe aus dem Stadtgebiet Peine. Das Krisentelefon steht aber allen Bürgern des Peiner Landes offen. Da ist noch Luft nach oben.“
Um den Bürgern die angebotene Hilfe langfristig vor Augen zu führen, müsse man immer wieder die Öffentlichkeit suchen. Das unterstützt hallo Peine gern und hat die Nummer des Krisendienstes zum festen Bestandteil des Notdienste-Kastens auf der Termineseite gemacht.
❱❱ www.krisenhilfe-peine.de