Einblick in die Arbeit der Peiner Stadtentwässerung
Verstopfung beseitigt: Mithilfe des Saugspülwagens wird das Abwasser wieder zum Fließen gebracht. Foto: th

Einblick in die Arbeit der Peiner Stadtentwässerung

Peine. Es stinkt ihnen im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Himmel. Die Stadtentwässerung Peine kämpft gegen die zunehmende Flut von Feuchttüchern in der Kanalisation. Einer der sich mit dieser Thematik bestens auskennt ist Detlef Nuss, Meister Kanal und Grün bei der Stadtentwässerung Peine. Er schildert das Problem: „Die Tücher verfilzen miteinander und ergeben riesige Klumpen“. Bei einem Ortstermin hat er hallo Peine einen Einblick in seinen facettenreichen Beruf gewährt.

Verstopft ein Konglomerat aus feuchten Vliestüchern oder Hygieneartikeln die Kanalisation, erfolgt in der Regel durch Anwohner ein Anruf bei der Störungshotline. Das Team der Kanalreinigung macht sich daraufhin auf den Weg, um das Abwasser wieder zum Fließen zu bringen. Unterstützung gibt es durch zwei Saugspülwagen. Die orangefarbenen Kolosse verfügen über zwei Tanks. In einem befindet sich Frischwasser zum Spülen der Kanalisation. Die Reichweite des großen Spülschlauchs mit der Düse an der Spitze beträgt 160 Meter. Acht Kubikmeter Wasser passen in den Tank, vier- bis fünfmal pro Schicht muss aufgefüllt werden.
In den anderen Tank können Feststoffe aufgenommen werden, die sich durch alleiniges Spülen nicht entfernen lassen. Nuss: „Dazu zählen zum Beispiel Kies oder Sand, welche abgesaugt werden müssen.“ Mittels spezieller Technik wird das mit aufgesaugte Wasser wieder in die Kanalisation zurückgegeben.
Jeder Kanal wird regelmäßig gespült, die Frequenz hängt unter anderem davon ab, ob er Schmutz-, Regen- oder Mischwasser führt. Nach jeder Spülung werden die Werte noch vor Ort digital festgehalten. Auf diese Weise wird ein Kanalreinigungsplan erstellt. Dieser trägt unter anderem dazu bei, dass saubere Kanäle nicht gespült werden und bares Geld gespart wird. „Ziel ist eine bedarfsgerechte Kanalreinigung“, erklärt der Fachmann.
Manche Kanäle müssen sogar wöchentlich angefahren und gesäubert werden. So weist eine Entwässerungsanlage in der Innenstadt regelmäßig dicke Fettablagerungen auf. Im östlichen Stadtgebiet hingegen ist ein Schacht schon bekannt, weil sich dort immer wieder Hygieneartikel ansammeln. „Wir haben natürlich eine Vermutung, wer der Verursacher sein kann und haben auch schon weitere Schritte eingeleitet“, so Nuss. Besonders ärgerlich daran ist, dass die Kosten dafür die Allgemeinheit übernehmen muss.
Neben der Reinigung der Kanalanlagen gehört auch die Schädlingsbekämpfung zum Aufgabengebiet des Meisters und seines elfköpfigen Teams. Aber er macht deutlich: „Wir haben nicht mehr oder weniger Ratten als andere Städte in ihrer Kanalisation.“ Den grauen Tieren mit den Knopfaugen wird mit Ködern zu Leibe gerückt.
„Alle drei Jahre führen wir Kontrollbelegungen durch. So können wir feststellen, wo die Ratten gehäuft vorkommen. Anschließend werden dort solange Köder ausgelegt, bis keine mehr aufgenommen werden.“ In diesem Zusammenhang appelliert Nuss an alle Menschen: Küchenabfälle haben in der Kanalisation nichts verloren! Sie bieten nämlich die Lebensgrundlage der ungeliebten Nager. Kartoffelschalen und Co. sollten unter keinen Umständen in der Toilette oder dem Ablauf der Spüle entsorgt werden. „Das gleiche gilt übrigens für Fett“, fügt er hinzu. Dieses setzt die Kanäle zu.
Einige Aufgaben hat die Stadtentwässerung Peine an Fremdfirmen übergeben – unter anderem die Reinigung der Straßenabläufe. Außerdem auch die Überprüfung der unterirdischen Entwässerungsanlage mittels Kamera. Beim Ortstermin anwesend ist Karsten Häntschel von der Hildesheimer Firma Thon Kanal- und AbscheiderService GmbH. Er berichtet: Mit unserer Kamera kommen wir jedem baulichen Mangel auf die Spur.“
Plötzlich klingelt das Handy von Detlef Nuss: Eine Störung wird gemeldet. Wie gut, dass der große Saugspülwagen mit seiner Besatzung bereit ist für den nächsten Einsatz und sich auf den Weg macht.