Mit hallo Peine im Grünen Klassenzimmer

Meerdorf. „Willkommen in unserer Wohlfühloase“ steht auf einem Schild an der Tür des ehemaligen Waldarbeiter-Häuschens im Meerdorfer Wald „Tadensen“. Und diese Formulierung trifft eindeutig zu: Mitten im Grünen haben die Niedersächsischen Landesforsten ein Idyll geschaffen, welches dazu beiträgt, den Wald zum Lernort zu machen. Einen passenden Namen gibt es auch: „Grünes Klassenzimmer“.

Ein bisschen sieht das kleine Fachwerkhaus mit seinen Sprossenfenstern aus als sollte es als Kulisse für das Räuberhaus in einer Verfilmung des Märchens „Bremer Stadtmusikanten“ dienen. Doch wer drumherum geht, der wird eines besseren belehrt. Es gibt Tische und Bänke, eine Stelle für Lagerfeuer und an einem dicken Ast ist eine Schaukel befestigt. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich eine Streuobstwiese und ein Insektenhotel. Es wird deutlich, dass es darum geht, den Wald mit seiner Flora und Fauna zu erleben. „Umweltbildung“ ist das Schlagwort.
„Das Tadensen-Haus wurde 1904 erbaut und war bis 1960 bewohnt“, beschreibt Joachim Hansmann, Pressesprecher der Niedersächsischen Landeforsten. „Es war als Kleinbauernhof autark und stand damals noch am Waldrand.“ Mittlerweile wurde auch der gegenüberliegende Bereich aufgeforstet und somit befindet sich das Gebäude nun direkt im Wald.
Nach dem Auszug der letzten Bewohner stand es lange Zeit leer und der Verfall drohte – bis zur Zeit der Jahrtausendwende die Idee aufkam, das „grüne Klassenzimmer“ einzurichten. „Allerdings ist das Haus selbst genau genommen nicht das grüne Klassenzimmer, sondern dient als Rückzugsort bei schlechtem Wetter und als Lagerplatz für Material“, so Hansmann. Das Grüne Klassenzimmer wurde ein Stück weiter an einer Wegkreuzung errichtet. Es handelt sich dabei um ein überdachtes Holzrondell, in welchem Baumstümpfe als Sitzmöglichkeiten aufgestellt wurden. Kinder und Jugendliche lernen somit nicht nur etwas über die Natur, sondern auch direkt in der Natur.
Viele Kindergartengruppen besuchen das Kleinod in „Waldwochen“. „Es geht darum, die Natur kennen und lieben zu lernen“, so Hansmann. Und ganz nebenbei spielen die Kinder im Grünen und machen sich auch einmal schmutzig, wie es oft im Alltag nicht mehr vorkommt. „Die Waldwochen werden in der Regel von den Erziehern selbst gestaltet. Besuchen hingegen Schulklassen das Grüne Klassenzimmer, dann kommen unsere speziell ausgebildeten Waldpädagogen zum Einsatz. Diese sind auch verantwortlich für Kindergeburtstage und Führungen“, erklärt der Förster, der auch Naturschutzbeauftragter des Landkreises Peine ist.
Die Einrichtung der Niedersächsischen Landesforsten ist sehr beliebt, sie ermöglicht Kindern und Jugendlichen ein ganz spezielles Erleben. Umso erstaunlicher ist es, dass viele Eltern ihre Kinder nicht an den Waldaktionen teilnehmen lassen. „Sie haben Angst vor Zecken, Fuchsbandwurm oder sogar dem Wolf. Dabei seien diese Ängste völlig unbegründet, wenn man einige Dinge beachtet“, macht Hansmann deutlich. Gegen Zecken zum Beispiel helfen helle, lange Kleidung und Insektenspray. Und wer ganz sicher gehen will, der sucht sein Kind nach einem Waldtag ab.
Das Tandensen-Haus bietet alle Annehmlichkeiten, soweit es seine abgeschiedene Lage zulässt. Es gibt Räume für Seminare und Besprechungen, Wärme kommt aus dem Kamin, es gibt eine Toilette und eine Teeküche, einen Brunnen mit Schwengelpumpe zur Erfrischung und eine Solaranlage soll Strom produzieren. „Leider ist diese im Moment unser Sorgenkind. Die Bäume sind gewachsen und somit benötigen wir eine größere. Vielleicht findet sich auf diesem Wege ein Sponsor.“
Viele fleißige Hände haben die Idee des Grünen Klassenzimmers umgesetzt – Waldarbeiter, Ein-Euro-Jobber und Ehrenamtliche. Nun heißt es, das Projekt zu erhalten. „Wir bieten zum Beispiel für das nächste Jahr zwei Plätze für den Bundesfreiwilligendienst an und freuen uns über Bewerbungen.“ Die Arbeit begrenzt sich dabei nicht auf das Grüne Klassenzimmer allein. Es geht unter anderem auch darum, den Walderlebnispfad im Zweidorfer Holz in Ordnung zu halten.

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