Auf den Regen folgen Mücken
Gifhorn. Seit Wochen stehende Pfützen in Wäldern, auf Äckern und in Gärten: Ein Paradies für Stechmücken. Entsprechend präsent sind jetzt die Plagegeister und vermiesen manchem Gifhorner den Abend im Garten oder den Spaziergang im Wald.
Mit dem Frühstück für seine Rinder darf sich Joachim Keuch dieser Tage nicht lange aufhalten. „Das Brot verteilen muss schnell gehen.“ Denn wenn die munteren Viecher erwartungsvoll auf ihn zutraben, bringen sie Wolken an Mücken mit. „Mehr als im vorigen Jahr“, sagt Keuch über die Population der unbeliebten Zweiflügler. Und: „Mehr als übel.“ Was hilft? „Gut anziehen, Mütze auf.“ Der Nutztierhalter, Hegeringleiter und Jäger überlegt sogar, sich ein Mückennetz überzuziehen.
Beim Sport am Tankumsee habe er Ruhe gehabt, sagt Christian Heine vom Forstamt Südostheide. Eine Kollegin habe ihm aber berichtet, nahe der Oker in einer Wolke aus Mücken gegangen zu sein. „Es ist tatsächlich so eingetreten“, sagt er über die Prognose noch vor wenigen Wochen, dass wegen des verregneten Sommers mit einer Mückenplage zu rechnen sei.
Das Forstamt hat sich darauf eingestellt und versorgt seine Außendienstler mit Sprays. Auch der Aller-Ohre-Verband stellt seinen Mitarbeitern Mückenschutz kostenlos als Arbeitsmittel zur Verfügung. „Nur die besten“, sagt Geschäftsführerin Silke Westphalen, die dabei auf die Testergebnisse der Stiftung Warentest achtet. Kummer mit den Plagegeistern gewohnt sei inzwischen auch sie: „Ich habe den Eindruck, dass es jetzt mehr Mücken geworden sind.“
Das bestätigt nun auch Bärbel Rogoschik vom Nabu-Artenschutzzentrum. Von einer Plage wolle sie aber noch nicht sprechen. „Das ist eine normale Entwicklung.“ Man fühle sich geplagt von der gewachsenen Population. Aber mit einem Abend in Schweden sei das immer noch kein Vergleich.
Und obwohl Bärbel Rogoschik selbst von sich sagt, „die stürzen sich immer auf mich“, kann sie dem Dasein der Mücken als Leibspeise mancher Vögel dann doch noch etwas Positives abgewinnen: „Es ist noch einiges an Schwalben da, die müssen sich für den Zug in Richtung Süden rüsten. Und die Fledermäuse müssen auch noch ein bisschen zulegen.“