Warm laufen in Salzgitter für den Anti-Atom-Treck
SZ-Bleckenstedt. Bei der Debatte um das geplante Atomendlager Schacht Konrad steht ein heißer Herbst ins Haus. Jedenfalls rufen Gegner und Kritiker zum Protestmarsch auf. Am Samstag, 20. Oktober, um 10 Uhr soll sich ein Anti-Atom-Treck auf den Weg machen. „Asse leerräumen – Konrad aufgeben“ lautet das Motto der IG Metall.
Die „Mobile Atomaufsicht“ am Tor der Anlage bildete den Abschluss des Schacht-Konrad-Seminars, zu dem die Gewerkschaft eingeladen hatte und in dem sich die Teilnehmer mit der Atommüllentsorgung befassten. „Wir wollen den Blick weiten, wir haben das Problem nicht nur hier“, sagt Ursula Schönbeger von der AG Schacht Konrad. Sie hatte als Referentin an der Woche mitwirkt.
Nicht nur ihr Beitrag hat Cristian Hientzsch überzeugt, sich intensiver mit dem Atommüll und der Endlagersuche zu befassen. Das Vorgehen der Politik nennt der VW-Vertrauensmann „schockierend“. Er hält es für „richtig und wichtig“, sich mit den Plänen für Schacht Konrad zu befassen.
Carsten Kawka, der für die AG aktiv ist, hofft auf eine breite Bereitschaft in der Bevölkerung dazu. „Wir müssen den Widerstand verstärken und aufklären“, betont er. Das Treffen sollte die Herbstaktion bewerben. Die Motivation ist groß. „Der Besuch des Umweltministers Olaf Lies ist vielen sauer aufgestoßen“, verweist Carsten Kawka auf die Darstellung des Spitzenpolitikers, die Technik sei sicher. „Das ist ein veraltetes Bergwerk, der Atommüll lässt sich später nicht zurückholen. Die Zukunft hier ist aber wichtig für unseren Lebensraum“, betont Carsten Kawka Zwar habe der Endlager-Betreiber 2017 gewechselt, „doch sonst blieb alles gleich.“
Änderungen gibt es schon, so laufen laut Ursula Schönberger „mit Hochdruck“ die Vorbereitungen für ein Bereitstellungslager, wo der Atommüll geparkt werden soll. „Wir lehnen das ab.“ Die früher angekündigte Anlieferung just in time nach Konrad funktioniere nicht wie so vieles andere, fügt Ursual Schönberger hinzu. Anstatt das System zu verbessern, soll nach ihren Worten irgendwo in der Nähe eine neue große Atomanlage entstehen. Ihre Forderung: „Wir brauchen kein Bereitstellungslager, Konrad darf nicht in Betrieb gegehen.“
Kritik kommt nicht nur von der Konrad AG. Die grünen Landtagsabgeordneten Imke Byl und Miriam Staudte halten Landesumweltminister Olaf Lies vor, „Schnelligkeit vor Sicherheit“ zu stellen. Weil eine Neuplanung mehr Zeit in Anspruch nehme, lehne die SPD-geführte Landesregierung die Rückholbarkeit des Atommülls ab. „Das ist ein schockierender Offenbarungseid“, heißt es in einer Pressemitteilung der Grünen. Imke Byl bezieht sich auf den Besuch des Minister im Schacht, der den Planungen ein Höchstmaß an Sicherheit bescheinigt habe.
Imke Byl wirft der Landesregierung vor, alle Vorbehalte gegen das geplante Endlager in Salzgitter aufzugeben. „Der Minister vertraut blind auf die löchrigen und veralteten Sicherheitsnachweise des Bundes.“ Solch eine „Vogel-Strauß-Politik“ sei fatal. „Olaf Lies ignoriert die Sicherheitsbedenken, die in der Region seit Langem vorgetragen werden. Noch vor zwei Jahren forderte die SPD im Landtag gemeinsam mit den Grünen eine Überprüfung der Endlagerplanungen – jetzt ist der Umweltminister voll auf Endlager-Kurs.“
Betrifft: Konrad
In der Infostelle Schacht Konrad wird am Dienstag, 11. September, um 18 Uhr die Reihe „Betrifft: Konrad“ fortgesetzt. Sie ist ein Forum für interessierte und Bürger, um über aktuelle Arbeiten und Entwicklungen mit der Bundesgesellschaft für Endlagerung zu diskutieren. Den Fragen der Gäste in dem Zentrum in der Chemnitzer Straße 27 in Lebenstedt stellen sich Astrid Schellenberger und Hartmut Schulz vom Labor für Radionuklidanalyse, IAF Radioökologie, Stephen Koszudowski vom Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) und Volker Kunze von der BGE.