Das Gedächtnis der Stadt Peine geht in den Ruhestand
Peine. So fing alles an: Im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme kam Michael Utecht 1988 ins Peiner Stadtarchiv, das sich damals im Keller des Rathauses befand. Seine Aufgabe: die Inventarisierung des Amtmann-Ziegler-Nachlasses. In Kürze geht der Leiter des Stadtarchivs in den Ruhestand.
Dass seine damalige Aufgabe der Start für eine mehr als 30-jährige Karriere im Stadtarchiv sein und die Begeisterung für „Altes“ in dem jungen, damals arbeitslosen Lehrer für Kunst wecken würde, damit hatte Utecht nicht gerechnet. „Damals stand gerade der Umzug in das jetzige Gebäude des Stadtarchivs an, das bis dahin ehrenamtlich geführt wurde. In diesem Zusammenhang stand fest, dass diese Stelle zukünftig hauptamtlich besetzt werden soll – und so wurde ich kommissarischer Archivleiter. Ein Jahr später schrieb man die Stelle aus, ich bewarb mich, und bekam den Job“, plaudert der heute 66-Jährige über die Anfänge. Von der ersten Sekunde an habe ihn die Materie fasziniert. „Ich fand überwältigend, was ich alles zu Gesicht bekam. Besonders haben mich die alten Zeitungen begeistert – mich hat das schier erschlagen. So ein Stadtarchiv ist das Gedächtnis einer Stadt. Die ersten Wochen habe ich sogar nachts vom Archiv geträumt“, sagt Utecht lachend.
Nicht erwartet habe er, dass sein Berufsfeld so kreativ sein würde. „Ich konnte zahlreiche Publikationen thematisch wie auch vom Ablauf her selber planen. Ich denke da beispielsweise an die ,Geschichte(n) aus dem Stadtarchiv´ in der PAZ. Dabei hätte ich nie erwartet, dass das Schreiben meine Leidenschaft werden könnte. Aber auch das Bearbeiten von Anfragen zum Beispiel zu Familiengeschichten fand ich immer sehr spannend.“
Begleitet habe ihn die ganze Zeit der Amtmann-Ziegler-Nachlass. „Wir haben hier Testamente, Schriftgut, Rechnungen. Ich habe eine Schreibfeder in den Unterlagen gefunden und seine Reisezahnbürste. Der Nachlass ist fast komplett und spiegelt hervorragend das großbürgerliche Leben in Peine wider.“ Langeweile wird im Ruhestand nicht aufkommen, da ist sich Utecht sicher. „Ich habe schon immer gemalt, habe in den 1980ern sogar Ausstellungen gefüllt. Außerdem spiele ich ganz passabel Gitarre sowie Klavier und komponiere Musikstücke. Hinzu kommt, dass ich in einem Haus von 1858 wohne – da gibt es immer etwas zu tun.“