Festsäle-Besucher erlebten die Welt hinter dem Vorhang

Festsäle-Besucher erlebten die Welt hinter dem Vorhang

PEINE (kg). Die Festsäle kennen viele Peiner, die meisten davon aber nur vom Zuschauerraum aus. Dabei gibt es hinter der Bühne eine ganz eigene, andere Welt. Die konnten jetzt gleich mehrere Gruppen kennenlernen, bei Führungen, die der Kulturring anlässlich des   Geburtstags der Peiner Festsäle veranstaltete. Theatermeister Manfred Kubsda führte die Gäste durch das 1922 erbaute Peiner Theater.

Wenn diese Garderoben erzählen könnten – hier haben auch schon viele bekannte Bühnenstars gesessen und auf ihren Auftritt gewartet.

Die Festsäle feiern in diesem Jahr ihr 90-Jähriges. Zu diesem Anlass veranstaltete das Theater in Kooperation mit dem Kulturring eine Führung der besonderen Art. Denn Manfred Kubsda geleitete das Publikum nicht nur hinter die Bühne, sondern auch darunter und 20 Meter darüber.

Bereits im Eingangsbereich konnte Kubsda seine Zuhörer mit einer erste (Liebes-)Geschichte fesseln. Am Helm, den Anna Meyer Glenk  beim Premieren-Stück „Die Jungfrau von Orléans“ (1922) getragen hatte, bekam das Publikum einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des alten Stadttheaters. Denn gebaut wurde das Haus von Annas  Ehemann Wilhelm Meyer aus Liebe zu seiner Frau.

Vom Vorraum aus ging die Führung weiter zu einer kleinen Ausstellung, die aufgrund des Jubiläums vorbereitet wurde. Sie gibt anhand von Bildern aus den 40er- bis 50er-Jahren einen Eindruck von den Veränderungen, die es bei den Festsälen gegeben hat.Das Theater wurde in den vergangenen 90 Jahren mehrmals umgebaut. Besonderheit dabei: Trotz modernster Technik hat man das Flair der 50er-Jahre in dem Haus erhalten.

Vorbei an einer mit Graffito verzierten Wand gelangt man in den Zuschauersaal. Kubsda wies hier besonders auf die Decke hin. Gleich reckten alle ihre Hälse in die Höhe und erkunden die Form der Decke, von der Kubsda schwärmt, weil sie eine besonders gute Akustik gewährleistet. Zuletzt wurde in den 90er-Jahren die Bestuhlung erneuert. Jetzt steigen die Reihen bis zu den hinteren Plätzen leicht an, damit man auch hinten besser sehen kann.

Jede Menge Vorhänge

Vorhang auf: Über eine schmale Treppe geht es auf die Bretter, die für Schauspieler, Tänzer und Sänger die Welt bedeuten. Manfred Kubsda erklärte das Geschehen vor und während einer Aufführung. Die Kulissen werden dazu vom jeweils mitgereisten Technikteam aufgebaut, und soweit möglich nach den Vorgaben aus der Premiere ausgerichtet.

Wichtig sind auch die sogenannten Lichtstimmungen, die genau festgelegt sind. So können zum Beispiel Wetterverhältnisse simuliert werden – blaues Licht für Kälte, gelbes für grellen Sonnenschein. Oftmals könne es Stunden dauern bis alle Scheinwerfer für ein Stück ausgerichtet sind, beschreibt Kubsda seine Erfahrungen.

Die Züge für die verschiedenen Vorhänge und Kulissen, die im Bühnenhaus nach oben gezogen werden können, waren  die nächste Station des Rundganges. Manfred Kubsda  ließ die elektrisch betriebenen und die  handbetriebenen Vorhänge fallen und zog sie wieder hoch. Überraschend dabei: Die Handzüge ermöglichen eine schnelle Veränderung des Bühnenbilds, da die elektrischen Vorhänge nur sehr langsam heruntergelassen werden können.

Nächster Halt waren die Garderoben der Schauspieler. Insgesamt bieten die Festsäle rund 63 Schmink-Plätze, die jeweils aus einem Spiegel, Tisch und Stuhl bestehen.

Wer keine Höhenangst hatte, folgte einfach dem Theatermeister auf dem Weg zur Oberbühne. 16 Meter über dem Boden passierten die Teilnehmer dazu die schmalen Brücken direkt über der Spielfläche. Oben angekommen war die Haselnüssen befüllten Regenmaschine die Attraktion bei den Kindern.

Ab in die Unterwelt

Dann ging es hinab zur Unterbühne. Hier wurde die Maschinerie der Hebebühnen von Kubsda demonstriert. Zudem ging er auf ein altes Lichtpult mit rund 80 Reglern ein. Heute werden die Scheinwerfer von einem Computer aus dirigiert.

Zurück auf der Bühne gab es von Kubsda dann noch eine wichtige Regel mit auf den Heimweg: Auf der Bühne dürfe man nicht pfeifen, weil das Unglück bringe.

Bei den Besuchern kam die Führung gut an. Bleibt zu hoffen, dass der Kulturring weitere Termine anbietet, damit mehr Peiner ihr Theater kennenlernen können.