70 Jahre Salzgitter: Eine „irre Stadt“ feiert sich selbst

70 Jahre Salzgitter: Eine „irre Stadt“ feiert sich selbst

Was haben Altkanzler Gerhard Schröder, Popstar Andreas Bourani und Sängerin Frl. Menke gemeinsam? Alle drei  feiern mit den 70. Geburtstag Salzgitters und sind Teil des Programms, das die Stadt trotz Sparvorgabe aus dem Rat vorbereitet hat. Los geht‘s am Sonntag, 1. April.
In zwei Wochen feiert Salzgitter runden Geburtstag. Auf den Tag genau 70 Jahre später erinnert die Stadt mit einer Ausstellung an die Umstände, die am 1. April 1942 dazu führten, aus 30 Dörfern  rund um die Hütten und Gruben eine Stadt zu gründen. Um 14 Uhr öffnet im Schloss Salder die Inszenierung „Salzgitter – die neue Stadt“. Passend zum Jahrestag wird die damit vorerst letzte Abteilung der 2000 beschlossenen Museumskonzeption fertig.

Die Bilder, Texte, Exponate, Filme und zum Teil neu gebauten Modelle auf den rund 1200 Quadratmetern entführen die Besucher in die Zeit von der Machtübernahme Hitlers 1933 über den Neuanfang nach dem Krieg und das Zusammenwachsen bis in die Jahre nach der Wende.

Die Entwicklung Salzgitters sei für einen Historiker „faszinierend“, sagte Kulturamtsleiter Jörg Leuschner. Die Geschichte der Bundesrepublik finde sich in dieser „irren Stadt“ im kleinen Maßstab wieder. Das Ergebnis sei eine „lebens- und liebenswerte Großstadt“, so Leuschner, der alle Bürger zum Ausflug durch die Zeit einlädt. Um die Gründungsphase aufleben zu lassen, will er am 1. April Kohlrüben- und Brennessellsuppe servieren.
Für ein Kontrastprogramm sorgt die Stadt dann am  Nachmittag. Um 16.30 Uhr setzt sich Schlagersänger Alex Parker im Gymnasium Salzgitter-Bad an den gläsernen Flügel. Der längst über seine Heimatstadt hinaus bekannte Salzgitteraner bringt die Erfahrung von vielen TV-Auftritten und Galas mit. Unter dem Titel „Aber bitte mit Alex“ spielt Parker „das Beste von Udo Jürgens und eigene Hits“.

Zum Nulltarif können sich die Salzgitteraner einen der 788 Plätze in der Aula sichern. Karten für das Geburtstagskonzert, zu dem Delegationen aus den fünf Partnerstädten eingeladen sind, gibt es in den BürgerCentern.

Prominent geht es zu im Mai. Ohne ihn, so ist anzunehmen, wäre Salzgitter heute vermutlich nicht der drittstärkste Industriestandort in Niedersachsen: Altbundeskanzler Gerhard Schröder. Sein Widerstand gegen den Verkauf der Preussag Stahl AG an ausländische Konzerne gelte manchen als dritte Geburtsstunde der Stadt, so deren Sprecher Norbert Uhde. Umso mehr freut es die Veranstalter, dass Schröder die geplante Vortragsreihe zur Zeitgeschichte bereichert – honorarfrei, wie es heißt. „Die Zusage kam ohne langes Zögern“, sagt Uhde. Vor 350 geladenen Gästen spricht Schröder am Dienstag, 15. Mai, im Haus am See über „70 Jahre Salzgitter – für einen starken Industriestandort Deutschland“.

Um das 70-jährige Bestehen zu würdigen, lässt die Stadt zudem mit Hilfe der Sport und Freizeit GmbH und der Wirtschafts und Innovationsförderungsgesellschaft das Altstadtfest und das Cityfest aufwerten. Beim Altstadtfest (13. bis 15. Juli) dreht sich vieles um die Hippie-Zeit. Höhepunkte sind ein Konzert des Sängers Andreas Bourani („Nur in meinem Kopf“) sowie die Oldie-Party mit Kultmoderatorin Uschi Nerke (Musikladen/Beat-Club). Das Cityfest (17. bis 19. August) lässt die Neue Deutsche Welle (NDW) aufleben mit Geier Sturzflug, Frl. Menke und Hubert Kah.