Flüchtlingszuzug: Demo mit Folgen
Gifhorn. Eine Demonstration von rund 100 Teilnehmern – zumeist Aussiedlern – gegen Gewalt und Einwanderung fand am vorigen Sonntag in der Innenstadt statt. Anlass war laut Polizei die erfundene Vergewaltigung eines Mädchens durch Flüchtlinge in Berlin. Gerüchte würden vielfach gezielt in den Sozialen Netzwerken gestreut. Zwischenzeitlich hat sich auch die Verwaltung negativ geäußert – zum einen zum Aufmarsch, zum andern zu den Intentionen der Facebook-Gruppe „Gifhorn passt auf“.
Teilnehmer erklärten, sie sähen im ungebremsten Zuzug durch Asylbewerber eine Bedrohung. Auf ihre eigene Migrationsgeschichte als Aussiedler angesprochen, sagten sie, sie hätten sich integriert.
„Ein nicht angemeldeter Aufzug durch die Innenstadt“, nannte Polizeisprecher Thomas Reuter den Aufmarsch. Er hält nichts von selbst ernannten Ordnungshütern: „Diese Form von Unterstützung brauchen wir nicht, denn wir sind präsent und immer da, wenn unsere Hilfe benötigt wird.“ Hier werde „gezielt Angst geschürt“, findet er kritische Töne.
„Wir haben die Flüchtlingssituation gut im Griff“, mag Landrat Dr. Andreas Ebel die Facebook-Seite „Gifhorn passt auf“ nicht gutheißen. So sieht es auch Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich: „Dafür sehe ich keinen Bedarf.“ Das Bündnis Bunt statt Braun beobachtet die neuesten Entwicklungen in Gifhorn mit Sorge. „Es ist ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Prozesse“, sagt Martin Wrasmann. „Wir müssen darauf reagieren und werden es auch.“
Auf der Facebook-Seite „Gifhorn passt auf“ wird betont, nichts mit dem Aufmarsch zu tun zu haben. Auf der Seite wird dennoch intensiv über die Aktion diskutiert. Auch ein Thema dabei ist die mangelnde Rechtschreibkenntnis eines Teilnehmers in der ersten Aufzugs-Reihe, der das Wort Vergewaltigung mit F im Anlaut aufs Transparent geschrieben hatte.