Gerald Witt: "Ich bin nicht als Parteisoldat unterwegs"
Gifhorn. Mittelständische Betriebe stärken, die Lebensqualität in den Dörfern steigern und innerhalb der Kreisverwaltung um die besten Köpfe werben: Landratskandidat Gerald Witt (SPD) betrachtet es im exklusiven Rundblick-Gespräch als spannende Herausforderung, die Lebensumstände der Menschen vor Ort mitzugestalten.
Gerald Witt lächelt häufiger an diesem Nachmittag. „Man muss direkt zu den Menschen gehen“, sagt der 55-Jährige, der bei der Landratswahl um die Nachfolge von Marion Lau für die SPD antritt, über seinen Wahlkampf. Nachbarschaftstreffen, Informationsstände auf dem Marktplatz und öffentliche Wahlforen: Der Diplom-Verwaltungswirt hat sich bis zum Wahltag am 25. Mai einiges vorgenommen. Dabei ist der gebürtige Harsumer, der derzeit in Hildesheim wohnt, kein Unbekannter in Stadt und Landkreis. Als Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Helmstedt mit 350 Mitarbeitern ist Witt für die Kreise Gifhorn, Helmstedt und die Stadt Wolfsburg zuständig.
Viele gut qualifizierte Arbeitskräfte und eine hohe Ingenieursdichte machen den Landkreis Gifhorn nach Auffassung des Landratskandidaten wirtschaftlich stark. Im selben Atemzug verweist er auch auf die herausgehobene Bedeutung kleiner und mittelständischer Betriebe. Häufig sei es für Inhaber schwer, einen geeigneten Nachfolger zu finden, berichtet Witt. Hier könnte der Landkreis durch eine stärkere Koordinierung und Vermittlung zwischen Eigentümern und Übernahmeinteressenten unterstützen.
Eine solide schulische und betriebliche Ausbildung sind Witt zufolge die zentralen Voraussetzungen für wirtschaftliche Stärke. Wichtig sei es, Berufsberatungsangebote für Schulabgänger auszuweiten, da junge Menschen sich bei der Berufswahl häufiger umorientieren würden. Nicht akzeptabel ist für Witt, dass seinen Angaben zufolge 6,3 Prozent der Schüler im Landkreis Gifhorn die Schule ohne einen Hauptschulabschluss verlassen. „Hier kann das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes mit Nachhilfeangeboten helfen“, sagt der SPD-Kandidat, der auch Mitglied in der vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di ist.
Die Teilnahme am Arbeitsmarkt ist für ihn der Schlüssel, um Armut zu bekämpfen. „Man muss von einer vollen Erwerbstätigkeit leben können, deshalb bin ich für den Mindestlohn“, bezieht Witt, der sich selbst nicht als Parteisoldat sieht, eine klare sozialdemokratische Position.
Eindeutige Vorstellungen hat der begeisterte Südostasien-Reisende auch von der künftigen personellen Ausrichtung der Kreisverwaltung: „Der Landkreis soll ein attraktiver Arbeitgeber sein. Wir brauchen bei den Mitarbeitern einen Wettbewerb um die besten Köpfe.“
Mit Blick auf die ländliche Struktur im Landkreis Gifhorn spricht sich der Verwaltungsfachmann, der sich auf dem heimischen Crosstrainer und bei Wanderungen sportlich fit hält, für „vitale Dorfkerne“ aus. Dazu gehören für ihn Kindergartenplätze, Schulen und eine ausreichende medizinische Versorgung.
Gerald Witt sieht in dem Amt des Landrats keinen Job: „Landrat ist man als ganze Person“, ist er überzeugt. Auch müsse „man nicht jede Idee selber haben“. Viel wichtiger sei es, überall die Augen und Ohren offen zu halten. Sollte es mit der Lau-Nachfolge Ende Mai klappen, plant er, mit Ehefrau Eva-Maria möglichst schnell von Hildesheim in den Landkreis Gifhorn zu ziehen. Jörn Graue