Unruhe unter den Gifhorner Imkern: Ahnungslos am Bienenstock

Unruhe unter den Gifhorner Imkern: Ahnungslos am Bienenstock

Landkreis Gifhorn. Unruhe unter den Imkern: Offenbar gibt es zahlreiche Hobby-Bienenzüchter, die sich nicht beim Landkreis anmelden – sie frönen ihrer Leidenschaft illegal. Das ist gefährlich angesichts der Ausbreitung der so genannten amerikanischen Faulbrut in den Bienenstöcken. Sie ist nur schwer einzudämmen, wenn nicht alle Imker überprüft werden können, weil der Landkreis nichts von der Existenz der illegalen Imker weiß.

Seuchengefahr: Zahlreiche Imker im Kreis Gifhorn sind beim Landkreis nicht angemeldet. Wolfgang Frank schlägt Alarm.Fotos: imker-io.de/Schaffhauser

Im April hatte der Landkreis  um betroffene  Bienenbestände einen Sperrbezirk eingerichtet, um eine Verschleppung der Seuche zu verhindern. Bei ihr handelt es sich um eine bakterielle Infektionskrankheit. Die Brut stirbt größtenteils ab, was zur Folge hat, dass das Volk nicht mehr überwintern kann. Die Krankheit ist laut Internetportal www.tierseucheninfo.niedersachsen.de für den Menschen ungefährlich, der Honig kann ohne jede Einschränkung auch weiterhin verzehrt werden. Aber Seuche bleibt Seuche und die Bienenvölker leiden. Vor allem, wenn sich die Krankheit nicht stoppen lässt.
Wolfgang Frank, Vorsitzender des Imkervereins Meinersen und Umgebung, macht im Gespräch mit hallo Gifhorn auf die Problematik aufmerksam. Er schätzt die Zahl der „ahnungslosen Imker“ auf mindestens 30. „Ich weiß nicht, woran es liegt“, ärgert er sich. „Entweder begreifen es diese Imker nicht oder sie wollen es nicht begreifen.“ Immer wieder höre er die Ausrede, man habe nichts von der Gefahr gewusst, aber das will er nicht gelten lassen: „Wer das nicht weiß, der ist selbst Schuld.“

Kürzlich habe er in einer Laubenkolonie innerhalb kürzester Zeit entlang nur eines Weges gleich fünf illegale Imker entdeckt. Bei zwölf Beständen sei er in diesem Jahr schon vor Ort gewesen, um einzuschreiten. Helfen könne nur kochendes Ätznatron, ansonsten gehe das Volk ein.

Schon aus volkswirtschaftlichen Gründen sei es wichtig, die Seuche in den Griff zu bekommen. 50 bis 80 Prozent der Ernten könnten nur dank Bienen und anderen Insekten eingebracht werden. Gebe es keine Bienen mehr, müssten die Blüten – wie bereits in Teilen von China – von Menschenhand mit dem Pinsel befruchtet werden. Und das kann niemand wollen.

Bindende Vorschrift

Um die Gefahr, die von nicht angemeldeten Imkern ausgeht, weiß auch der Gifhorner Kreisveterinär Dr. Christof Schwartpaul. „Wer Bienen hat, der muss sich in der Kreisverwaltung melden“, betont er im Gespräch mit hallo Gifhorn. Dort erhält der Meldepflichtige dann eine Registriernummer, anhand derer er identifiziert und seinen Bienenvölkern zugeordnet werden kann. Schwartpaul erklärt, warum die Meldung so wichtig ist. „Zum einen ist das eine bindende Vorschrift“, erkärt der Tierarzt. Zum anderen gehe es darum, die so genannte amerikanische Faulbrut einzudämmen. Das sei eine anzeigepflichtige Tierseuche – wie zum Beispiel die Schweinepest oder die Rindertuberkulose – und könne fatale Auswirkungen auf Bienenvölker haben, auch wenn die Seuche für den Menschen harmlos sei. „Wir wissen nicht, wieviele Imker es im Kreis gibt, die nicht angemeldet sind“, so Schwartpaul weiter, „aber vermutlich wird es eine ganze Reihe sein.“ Der Tierarzt verweist darum darauf, dass demjeingen Imker durchaus ein Bußgeldverfahren droht, der seine Bienenvölker  nicht ordnungsgemäß angemeldet hat und dabei erwischt wird.

Christoph Fricke