Mal wieder: Wildkatze aus Unwissenheit mitgenommen

Leiferde. Wenn es wirklich eine Wildkatze ist, macht sie ihrem Namen alle Ehre: Fauchend sitzt sie im Stroh, bereit, ihre Krallen und Zähne einzusetzen. Obwohl erst drei Monate alt, weiß sich die Kleine bereits zu wehren. Der seltene Gast stammt aus dem Harz. Seit vier Wochen wird das Tier im Nabu-Artenschutzzentrum aufgezogen.

Wild- oder Hauskatze, das ist hier die Frage. Wenn es sich bei dem Kater um die recht seltene Wildform handelt, soll sie wieder in die Natur. Ein DNA-Test soll Klarheit bringen.

„Spaziergänger entdeckten die Katze im Harz unter Baumwurzeln“, so Bärbel Rogoschik, Chefin im Leiferder Zentrum. Anstatt zum Handy zu greifen und sich schnell mit Fachleuten über das weitere Vorgehen abzusprechen, nahmen die Touristen das kleine Wildtier einfach mit. Es landete im Tierheim.
Ein Experte wurde hinzugezogen. Er fuhr mit der Wildkatze, die laut Rogoschik eigentlich ein Kater ist, zur Fundstelle. Dort stand schnell fest, dass die Mutter offenbar mit weiteren Jungen davongezogen ist. „So kam der kleine Kater zu uns“, so Rogoschik. Da er einer Hauskatze ähnelt, wurden Haare von ihm zwecks DNA-Analyse eingeschickt.
„Diese Untersuchung des Erbgutes wird Klarheit bringen, ob es sich um eine Wildkatze handelt“, so die Chefin.
Sollte das der Fall sein, wird der kleine Wildkater im Herbst im Harz ausgewildert. Und das vielleicht sogar in Gesellschaft, denn: Die Nabu-Besatzung pflegt derzeit noch eine weitere graue, drei Wochen ältere Katze. Laut Rogoschik „spuckt die auch Gift und Galle“ und stammt ebenfalls aus dem Harz. Sie wurde dort in einem Brunnenschacht gefunden. Auch das Erbgut dieses Tieres wird anhand einer DNA-Analyse geprüft. Sollte es sich ebenfalls um eine Wildkatze handeln, werden beide gemeinsam ausgewildert.
Sind es Hauskatzen, will Rogoschik versuchen, für sie ein Heim auf einem Bauernhof zu finden, da beide wohl nicht mehr handzahm werden.
Im Gespräch mit dem Gifhorner Rundblick wiederholt Rogoschik zum x-ten Mal den Appell: „Wenn Sie Wildtiere in der Natur sehen, die keine sichtbaren Verletzungen haben, dann lassen Sie sie bitte dort! Das Tier wurde seiner Familie weggenommen. Da diese umgezogen ist, hätte es keine Überlebenschance, wenn wir sie einfach zurückgebracht hätten.“