SPD-Chef Sigmar Gabriel trifft Salzgitters Döner-König

SPD-Chef Sigmar Gabriel trifft Salzgitters Döner-König

Döner macht schöner. Die Deutschen scheinen diesen Spruch zu beherzigen. Davon konnte sich jetzt SPD-Bundesvorsitzende in Salzgitter-Salder ein Bild machen. Döner-Produzent Kemal Kaptan führte den  Bundestagsabgeordneten durch seinen Betrieb und berichtete auch von Problemen, die ein türkischer Unternehmer mit deutscher Bürorkatie erlebt.

Fertig für die Auslieferung: Zekiye und Kemal Kaptan servieren mit Fahrer Philipp Oldenburg und Betriebsleiter Oliver Reiter dem SPD-Chef Sigmar Gabriel einen tiefgekühlten Dönerspieß. Foto: rwe

Türkischer Honig und süßes Gebäck auf festlichen Tischen. „Das ist ein schöner Start in den Tag“, freute sich Sigmar Gabriel über das lockere Gespräch im Festsaal, der schon für eine türkische Beschneidungsfeier hergerichtet war. Der Zufall hatte den SPD-Bundesvorsitzenden auf das Gelände der Firma am Bockmühlenhof geführt. Seine Mitarbeiter waren eigentlich auf der Suche nach einem Veranstaltungsort und so auf den Döner-Hersteller aufmerksam geworden. Dessen Erfolgsrezept wollte sich Gabriel einmal genauer ansehen.

Mit 35 Mitarbeitern  stellt Kaptan jeden Tag sieben Tonnen Döner her. Er hat Kunden im Umkreis von 250 Kilometern, liefert die fünf bis 150 Kilogramm schweren Spieße mitnunter bis Brandenburg, Bremen, Kassel oder Dortmund. Früher war er nur Abnehmer, hatte einen Imbiss in Ringelheim. Im Jahr 2000 kaufte er die leere Immobilie in Salder und baute die Produktion auf. Sein Fleisch beziehe er täglich nur von deutschen Höfen, sagt Salzgitters Döner-König.
2003 richtete er den Veranstaltungssaal her, der  vor allem für türkische Familienfeiern nachgefragt  wird und bis Mitte 2013 ausgebucht ist. Das Geschäft brummt, und Kaptan verfolgt mittlerweile Expansionspläne in Braunschweig.
Doch auch bei ihm läuft nicht immer alles rund wie am Dönerspieß, vor allem wenn es um Formalitäten geht. Er ärgert sich über die Behandlung durch die Behörden. Das fange an, wenn er für einen Abend türkische Musiker verpflichten möchte. Dazu muss er ein Visa in der deutschen Botschaft in der Türkei beantragen.
Bei Gabriel regte er zudem an, das Staatsbürgererecht zu verändern. Seit 25 Jahren lebt Kaptan in der Bundesrepublik, spricht bestens Deutsch, zahlt als Unternehmer nach eigenen Angaben 50.000 Euro Gewerbesteuer im Jahr. Doch um überhaupt einen Antrag auf eine deutsche Staatsbürgerschaft stellen zu dürfen, würde die Stadt ihm einen sechsmonatigen Sprachkurs an der Volkshochschule vorschreiben.
„Das ist albern und geht nicht“, so Gabriels Kommentar. Er versprach, bei einem Wahlsieg werde die SPD schnell die doppelte Staatsbürgerschaft einführen. Für türkische Geschäftsleute hält er zudem längere Visa auch nach gültigem Recht für möglich.
Der SPD-Chef, der selber „hin und wieder gerne“ zum Döner greift, zeigte sich beeindruckt vom erfolgreichen Mittelständler. „Es ist beachtlich, was Herr Kaptan leistet.“ Viele Deutsche würden dies nicht wahrnehmen oder nicht würdigen. Gabriel fordert mehr  Gleichbehandlung: „Das sind keine Bürger zweiter Klasse.“ rwe