Trauerhaus Peine hilft in den schwersten Stunden
Peine. Der Monat November mit seinen Trauertagen nähert sich mit großen Schritten. Für Menschen, die erst kürzlich eine geliebte Person verloren haben oder die aus dem Tief der Trauer nicht herauskommen, bringen diese Tage schwere Stunden mit sich. Doch Trauer ist nichts Schlimmes, es gibt viele Menschen, die ähnlich fühlen. Das Trauerhaus der evangelischen Kirche bringt Trauernde in Gesprächskreisen zusammen und hilft über die schlimmsten Stunden hinweg.
Neben Pastorin und Seelsorgerin Anke Klindworth ist Ute Grüger die zweite Ansprechpartnerin im Trauerhaus. Dieses befindet sich auf dem Friedhof an der Gunzelinstraße direkt am Eingang. Ein eigens eingerichteter Raum bietet Trauernden und Gesprächen einen geschützten Rahmen. Der Psalm 34, Vers 19 „Gott ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind“ schmückt als Schriftzug die Wand und kann dabei helfen, Trost zu finden.
„Viele der Trauernden, die uns besuchen, haben einen christlichen Schwerpunkt“, weiß Grüger aus Erfahrung. Dennoch macht sie deutlich: „Unser Angebot ist nicht konfessions- oder altersgebunden. Es ist jeder willkommen.“ Oftmals bekommen die Trauernden von ihrem Arzt den Hinweis, dass das Trauerhaus dabei helfen kann, mit dem Verlust umzugehen. Oder es sind Familienangehörige, die an das Trauerhaus verweisen.
„Hier gibt es die Möglichkeit der Aussprache mit Gleichgesinnten. Die Trauernden merken, dass sie nicht unnormal sind. Sie lernen durch viele Gespräche, den Verlust zu verarbeiten und lösen sich von ihrem Selbstzweifel“, weiß Ute Grüger. Und sie macht deutlich: „Trauer hat keine Begrenzung.“ Jeder darf so und so viel trauern, wie er es empfindet.
Bevor ein Trauerender in einer Kleingruppe aufgenommen wird, findet mindestens ein Einzelgespäch mit einer der beiden Ansprechpartnerinnen statt. Die Gesprächsgruppen werden so zusammengefasst, dass Gleichgesinnte zusammenkommen. „Es bringt nämlich nichts, wenn eine Person, die erst kürzlich jemanden Nahestehenden verloren hat, nur mit Menschen zusammenkommt, die bereits gelernt haben, mit dem Verlust umzugehen. Denn es ändert sich die Sichtweise mit der Zeit. Trauer hört zwar nicht auf, aber sie verändert sich.“
Die Gruppen selbst treffen sich 14-täglich. Allerdings hat Grüger beobachtet, dass sich aus den Gruppen heraus schon viele Freundschaften entwickelt haben und sich die Teilnehmer gegenseitig unterstützen. Viele machen auch privat gemeinsame Unternehmungen. Gemeinsame Ausflüge stehen allerdings auch auf dem Programm der Gesprächsgruppen. „Wir unternehmen Fahrten, zum Beispiel ins Theater. Viele würden so etwas allein nicht machen, da sie überall auf Zweierpacks treffen, die an den Verlust erinnern. Ausflüge in der Gruppe geben Sicherheit.“
Die Teilnehmer kommen aus dem gesamten Landkreis. Auch wenn es im jeweiligen Dorf die Möglichkeit gibt, sich vertrauensvoll an den Pastor als Seelsorger zu wenden, scheuen viele die dörfliche Nähe. „Sie haben Angst, dass doch über sie geredet wird. Außerdem wird im Bekanntenkreis schnell bewertet und das darf man unter keinen Umständen machen“, so Grüger. Das Trauerhaus bietet somit nicht nur einen geschützten Rahmen, sondern auch einen neutralen Boden, um über seine Erlebnisse und Gefühle zu sprechen.