Gefühlte Parks: Kleine Gärten ganz groß
Wenn sich der Winter langsam verabschiedet, wird es Zeit für die Planung des Gartensommers. Schwäbisch Hall-Expertin Ingrid Lechner hat Tipps zusammengestellt, wie man mit den richtigen Pflanzen und einfachen Gestaltungstricks auch in winzige Gärten Weite bringt.
Oben strahlt der blaue Frühlingshimmel, unten wogt es grün im lauen Wind: Die ersten wärmeren Tage lassen Hausbesitzer nicht nur vom Frühjahr träumen, sondern erinnern sie auch daran, dass jetzt die Pflanzzeit fürs Staudenbeet beginnt. Welche Farbtupfer wünscht man sich? Wer diese Frage mit Himmelbau beantwortet, darf sich auf einen Garten freuen, der im Handumdrehen doppelt so groß ist – zumindest der gefühlten Fläche nach. „Blau zieht den Blick in die Ferne. Blaue Beete sind der einfachste Trick, um den Garten optisch zu vergrößern“, sagt Annemarie Eskuche von der gleichnamigen Staudengärtnerei. Durch ihren Blauanteil sind auch Lila- und Rosatöne effektive optische Vergrößerer. „Rot und Gelb sollte man bei kleineren Gärten eher vermeiden“, kennt die Expertin natürlich auch den gegenteiligen Effekt. Da diese Blütenfarben sehr auffällig sind und förmlich ins Auge springen, geht dies auf Kosten des gefühlten Platzes.
Eskuches Gärtnerei ist unter anderem auf Storchschnabel spezialisiert. Die horst- und teppichbildenden Bodendecker sind ideal, weil viele Sorten zwei perfekte Eigenschaften mitbringen: Sie blühen in Blau- und Pastelltönen, von Frühling bis Herbst (mit Rückschnitt), und ihr Laub ist ganzjährig attraktiv. Storchschnabel hat zwar den Ruf, übel zu wuchern, aber das trifft nur auf einen Teil der Pflanzen zu. Man sollte sich aber unbedingt von einem Fachmann beraten lassen, empfiehlt Eskuche, verrät aber auch: „Mit Hybriden wie ‚Rozanne‘ und ‚Iwan‘ ist man auf der sicheren Seite.“
Da die hellgrünen Puschel mit ihren auffälligen, schön gezackten Blättern die Blicke auf sich ziehen, sind sie auch ideal, um einen anderen gestalterischen Kniff für kleine Gärten umzusetzen: mit Wegen zwischen Beeten Sichtachsen zu etablieren. Besonders geschwungene Wege täuschen das Auge, der Blick folgt unwillkürlich den Linien, wodurch der Garten – zumindest gefühlt – enorme Ausmaße annimmt. Hier bieten sich Storchschnabelreihen an, um geschwungene Formen einzurahmen.
Wegen der Farbe und der langen Blütezeit setzen viele Besitzer kleiner Gärten auch gern auf Lavendel. Aus gutem Grund: Eingerahmt von einer Minibuchshecke erhalten die Beete eine attraktive Struktur, die das ganze Jahr über bezaubert. Monatelang wogende Meere aus feinen Blüten versprechen auch relativ neue Stauden wie das violette Eisenkraut und weißrosafarbene Gaura, sie ist ebenso als Prachtkerze bekannt. Beide haben keine großen Pflegeansprüche, sie benötigen lediglich einen warmen Standort und ein bisschen Mulch als Winterschutz.
Prachtstauden und Platzsparwunder: Wer mit seinen Blumen gern ein wenig Zeit verbringt, düngt und das Verwelkte schneidet, der muss auch im kleinen Garten nicht auf traditionelle Prachtstauden wie Flammenblume oder Rittersporn verzichten. Sie erreichen zwar stattliche Ausmaße, aber dann plant man rundum eben weniger Blumen ein.
Echte Platzsparwunder sind auch Blumenzwiebeln. Sie finden immer noch eine passende Lücke zwischen den Stauden und überbrücken die Zeit vom letzten Schnee bis zur ersten Sommerblüte. Am besten eignen sich rosafarbene und violette Tulpen. Und wer die dramatischen Akzente liebt, sollte lila Kugellauch zwischen die anderen Blumen setzen.