Wenn das Handy am Steuer zur Gefahr wird
Großes Gefahrenpotenzial: Die Unfallzahlen durch Ablenkung am Steuer steigen deutlich an. ADAC

Wenn das Handy am Steuer zur Gefahr wird

Wolfsburg.  Es ist dieser Drang, in jeder Sekunde des Alltags erreichbar sein zu wollen. Handys und Smartphones sind längst zu ständigen Wegbegleitern geworden – auch im Straßenverkehr. Gefährlich wird es, wenn Verkehrsteilnehmer während der Fahrt die Finger auf die Tastatur der computerartigen Geräte legen und den Blick von der Straße abwenden. Schon eine Sekunde Unaufmerksamkeit bedeutet, abhängig von der gefahrenen Geschwindigkeit, etliche Meter im Blindflug.

Folgenschwere Unfälle durch Ablenkung

Immer wieder kommt es infolge solcher Ablenkungen zu folgenschweren Unfällen. Laut Schätzung des ADAC spielt Unachtsamkeit mittlerweile bei jedem zehnten Unfall eine Rolle. Dass gerade die Benutzung von Smartphones im Auto auf den Straßen in Wolfsburg und den umliegenden Ortsteilen erheblich zugenommen hat, bestätigt auch Polizeisprecher Sven-Marco Claus. Das Verhalten sei Ausdruck eines gesellschaftlichen Phänomens der ständigen Kommunikation.

Regelmäßige Kontrollen offenbaren immer wieder, wie Auto und Fahrrad fahren bisweilen waghalsig mit dem Griff zum Smartphone kombiniert werden. Nach einem Unfall ist es oftmals schwierig, die Nutzung des eigenen Handys als Ursache. nachzuweisen. Dafür müsse laut Claus ein eingeschaltetes Gerät schon in Fahrernähe gefunden werden. Erwischt die Polizei bei einer Kontrolle einen Fahrzeugführer mit einem Handy ohne Freisprecheinrichtung, drohen 60 Euro Bußgeld und ein Punkt im Fahreignungsregister beim Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg. „Die Menschen sind schon einsichtig, wenn es an die eigene Geldbörse geht“, schildert Claus.

„Besonders gefährdet sind all diejenigen, die sich für unverwundbar halten, die denken, sie schaffen alles gleichzeitig und dabei das Autofahren zur Nebensache verkommen lassen“, erklärt der Münchner ADAC-Sprecher Andreas Hölzel auf hallo-Anfrage. Dabei seien außer telefonieren und tippen intensive Gespräche mit Beifahrern, das Wechseln von CDs oder schreiende Kinder auf dem Rücksitz ebenfalls gefährliche Ablenkungen, die die Konzentration auf den Verkehr bedrohlich sinken lassen.

Damit es nicht soweit kommt, empfiehlt Polizeihauptkommissar Sven-Marco Claus die Nutzung einer Freisprecheinrichtung. „Ablenkung findet aber trotzdem statt“, sagt ADAC-Mann Hölzel.


Mit dem Griff zum Smartphone gerät das Fahren zur Nebensache

Es ist ein trügerisches Gefühl von Sicherheit und Selbstüberschätzung: „Viele Autofahrer fühlen sich am Steuer so sicher, dass sie meinen, sich anderen Tätigkeiten zuwenden zu können“, sagt ADAC-Sprecher Andreas Hölzel. „Zudem gilt Telefonieren oder gar SMS-Schreiben beim Autofahren als nicht besonders gefährlich. Das Fahren selbst wird dabei mehr und mehr zur Nebensache.“ Gerade darin liegt die Gefahr für die eigene Person, mögliche Mitfahrer und andere Verkehrsteilnehmer. Immer wieder kommt es insbesondere seit der Einführung von Smartphones zu Ablenkungen bei Autofahrern, aber auch Radfahrern und Fußgängern – mit häufig schwerwiegenden Folgen. „Der ADAC appelliert an die Vernunft jedes Verkehrsteilnehmers, sich am Steuer aufs Autofahren zu konzen-trieren. Ablenkung lässt sich nie völlig ausschließen, sollte jedoch auf ein Minimum reduziert werden.“


Jörn Graue