Die Gifhorner Ortsgruppe von Amnesty International setzt sich aktiv für Menschenrechte ein
Die gemeinsame Konzeption von Aktionen für Menschenrechte in Stadt und Landkreis spielt bei der Gifhorner Ortsgruppe von Amnesty International eine wichtige Rolle. Photowerk

Die Gifhorner Ortsgruppe von Amnesty International setzt sich aktiv für Menschenrechte ein

Von Jörn Graue
Gifhorn. Das Engagement für Menschenrechte ist mühsam. Dass zu ihrer Wahrung immer wieder auch Briefe aus der Mühlenstadt in viele Regionen der Erde geschickt werden, ist seit 32 Jahren der Verdienst der Gifhorner Ortsgruppe von Amnesty International. Eingebunden in die deutsche Sektion der Menschenrechtsorganisation sitzen an diesem Abend zehn Frauen und Männer um einen großen Tisch in der Kreisvolkshochschule. Eines der zentralen Themen: Wie lässt sich das öffentliche Bewusstsein für Verletzungen von Menschenrechten auf der Welt noch weiter schärfen?
Regelmäßig sucht die Gruppe den Kontakt mit Menschen vor Ort. An Infoständen in der Gifhorner Fußgängerzone können beispielsweise vorformulierte Briefe unterschrieben werden. Diese gehen dann per Post an die Regierung eines Landes, in denen das internationale Sekretariat von Amnesty in London Menschenrechtsverletzungen dokumentiert hat. „Wichtig ist es, den Regierenden mit direkten Anschreiben immer wieder zu zeigen: Passt auf, wir schauen auf euch“, erläutert Gruppensprecherin Silke Schnau das zentrale Prinzip, beständig Druck aufzubauen.
Bei über 130.000 deutschen und mehr als zwei Millionen Mitgliedern weltweit sollen die Briefaktionen auch durch die schiere Menge der verschickten Sendungen auffallen. „Verglichen mit E-Mails, die leicht zu löschen sind, machen Waschkörbeweise Briefe schon mehr Eindruck“, ist die Isenbüttelerin überzeugt.
Aktuell beschäftigt sich die Gifhorner Gruppe schwerpunktmäßig mit zwei Fällen von Menschenrechtsverletzungen, die die Mitglieder schon vor längerer Zeit ausgewählt haben: 1984 traten aus einer Fabrik für die Herstellung von Pestiziden im indischen Bopal tonnenweise hochgiftige Substanzen aus. Laut Amnesty sind über 20.000 Menschen an den Folgen des Unglücks gestorben. Bis heute ist der Vorfall nicht aufgearbeitet worden und es gab bislang kaum Entschädigungszahlungen für die Überlebenden, die oft an den schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen leiden.
Der zweite Fall beschäftigt sich mit der aktuellen Lebenssituation der Bewohner zweier Dörfer im Jordantal, das die israelische Armee als militärisches Sperrgebiet betrachtet und unter anderem die Häuser der einheimischen Bevölkerung zerstört.
Die Amnesty-Mitglieder wissen, dass ihre Briefe häufig unbeantwortet bleiben. „Das fühlt sich an, als ob man in ein schwarzes Loch hineinschreibt“, sagt Silke Schnau. Allerdings gibt es auch Erfolge: So hätten sowohl der indische Premierminister Narendra Modi als auch drei Knesset-Abgeordnete zu den Schreiben der Gifhorner Gruppe Stellung bezogen.
„Die für die einzelnen Gruppen frei wählbaren Fälle sind vom internationalen Sekretariat gut recherchiert“, findet Mitglied Carsten Müller. Die Tatsache, dass Amnesty unabhängig von Politik und Regierungen agiert, gab für Antonia Leonjuk den Ausschlag, sich aktiv einzubringen: „Das finde ich gut“, sagt die junge Frau.
Unter dem Titel „Flucht und Vertreibung“ will die Gruppe am 21. Februar um 18 Uhr bei einem Konzert des Gospelchors in der Kirche Wahrenholz auf die Anliegen von Amnesty International aufmerksam machen.

❱❱ Die lokale Amnesty-Gruppe trifft sich an jedem zweiten Donnerstag im Monat um 19 Uhr in den Räumen der Kreisvolkshochschule Gifhorn, Freiherr-vom-Stein-Straße 24. Interessierte sind jederzeit willkommen.