Alarmierend: Altersarmut steigt auch im Landkreis Gifhorn an
Gifhorn. Immer mehr ältere Menschen im Landkreis Gifhorn sind arm. Sie kommen mit ihrer Rente nicht mehr aus. Rechnungen können nicht mehr beglichen werden. Viele Senioren geraten so in die Schuldenfalle. Zahlen des Awo-Kreisverbandes belegen diesen alarmierenden Trend.
„Erstmals können wir an unseren Zahlen sehen, dass die Altersarmut auch in Gifhorn virulent ist“, stellt Marianne Höpken, Geschäftsführerin des Awo-Kreisverbandes, im aktuellen Jahresbericht für das vergangene Jahr fest. Die Zuwachszahlen bei der Überschuldungsquote der über 70-Jährigen stiege bundesweit überdurchschnittlich an – eine Entwicklung, die die Awo-Schuldnerberatung auch im Kreis Gifhorn beobachte. „14 Prozent unserer Klienten waren älter als 60 Jahre“, so Höpken. „Im Vergleich zum Vorjahr sahen wir eine deutliche Zunahme um mehr als 50 Prozent“, erklärt die Geschäftsführerin.
Die Situation überschuldeter Menschen habe sich trotz des Wirtschaftswachstums weiter verschlechtert – Preistreiber seien gestiegene Wohn- und Energiekosten. Die Experten der Awo-Schuldnerberatung hatten 2017 viel zu tun: 996 Ratsuchende kamen in die Beratungsstelle.
„Auch in unserer Beratungsstelle beobachten wir den bundesweiten Trend, dass die Verschuldungsursache Erkrankung an Bedeutung gewinnt“, stellt Höpken fest. „2017 waren es 25 Prozent, im Vorjahr 22 Prozent“, so die Expertin. „Die psychischen Erkrankungen haben hierbei einen Anteil von 62 Prozent.“
„In 36 Prozent der Fälle werteten wir mangelnde wirtschaftliche Kompetenz als Überschuldungsursache“, heißt es im Awo-Bericht. Auslöser der Überschuldung seien in vielen Fällen aber auch kritische Lebensereignisse – wie Arbeitslosigkeit oder die Trennung vom Partner.
Der Waren- und Versandhandel führt die Gläubiger-Rangfolge mit 17 Prozent an, gefolgt von Telekommunikationsanbietern, öffentlichen Gläubigern und den Geldinstituten.