Forschungsins­titut: Frauen in Gifhorn droht der Niedriglohn

Forschungsins­titut: Frauen in Gifhorn droht der Niedriglohn

Landkreis Gifhorn. Lediglich 35 Prozent aller Vollzeitstellen im Landkreis Gifhorn sind mit Frauen besetzt. Ganz anders bei den Teilzeit- und Mini-Jobs: Hier beträgt der Frauenanteil 75 Prozent. Diese Angaben machte am Donnerstag dieser Woche das Pestel-Institut.

Die Armut ist weiblich: Besonders Frauen werden in Teilzeit- und Mini-Jobs gedrängt, bei denen sie oft nur einen Niedriglohn verdienen, so die Gewerkschaften ver.di und NGG. Sie fordern einen gesetzlichen Mindestlohn von mindestens 8,50 Euro pro Stunde.

Dahinter verbirgt sich ein interdisziplinäres Forschungsins­titut, das sich unter anderem auf die Herausarbeitung der wirtschaftlichen Bedeutung von Unternehmen für ihre Region sowie die Analyse von Kommunen und Landkreisen und Szenarienerstellungen der künftigen Entwicklung spezialisiert hat.

„Frauen machen immerhin rund 7500 Mini-Jobs im Landkreis Gifhorn. Gerade hier ist das Niedriglohn-Risiko am höchsten: Zwei von drei der Mini-Jobs werden mit weniger als 8,50 Euro pro Stunde bezahlt. Oft liegen sie sogar weit darunter“, sagt Lothar Richter von der Gewerkschaft Verdi zu dem Thema. Der Geschäftsführer des Bezirks Region Süd-Ost-Niedersachsen spricht von einer „Niedriglohn-Schicht“, die vom „fair bezahlten und damit anständigen Arbeitsmarkt“ mehr und mehr abgekoppelt werde. „Gerade Frauen werden als billige Arbeitskräfte von Teilen der heimischen Wirtschaft regelrecht ausgenutzt“, brandmarkt er die Entwicklung.

Gemeinsam mit Verdi übt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) heftige Kritik an der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Landkreis Gifhorn: „Arbeitsplätze, von denen man leben kann, werden systematisch abgebaut. Mini-Jobber übernehmen die Arbeit von Vollzeitkräften. Jobs werden zerschlagen, Löhne gedrückt“, sagt Manfred Tessmann. Der Geschäftsführer der NGG-Region Süd-Ost-Niedersachsen belegt dies mit Zahlen vom Pestel-Institut aus Hannover, das Verdi und NGG damit beauftragt haben, die regionale Arbeitsmarktsituation zu beurteilen. Demnach hat die Zahl der Mini-Jobs in den vergangenen zehn Jahren um 60 Prozent zugenommen.

„Mini-Jobber sind moderne Tagelöhner – mies bezahlt mit wenig Schutz“, so Manfred Tessmann. Der Geschäftsführer der NGG-Region Süd-Ost-Niedersachsen beklagt in drastischen Worten eine „völlig verlotterte Moral im Umgang mit dem Wert von Arbeit“.