Gifhorn: Erheblich mehr Blüten aus dem Verkehr gezogen
Laut Polizei ist das Aufkommen von Falschgeld auch in Gifhorn deutlich gestiegen.

Gifhorn: Erheblich mehr Blüten aus dem Verkehr gezogen

Gifhorn. Die Zahlen sind alarmierend: bundesweit zogen Banken, Handel und Polizei im vergangenen Jahr 63.000 falsche Euro-Banknoten aus dem Verkehr – das sind 63 Prozent mehr als noch in 2013. Gifhorn ist da keine Ausnahme. Auch hier verweist die Polizei auf die gleiche Problematik.

Falsche Fünfziger
führen die Liste an

„Wir haben auch in unserem Landkreis ein deutlich erhöhtes Falschgeldaufkommen für 2014 zu verzeichnen“, bestätigt Jürgen Schmidt von der Polizei Gifhorn. Allerdings, so der Kripo-Chef, müsse man die Statistik über einen längeren Zeitraum betrachten. Danach seien in den vorangegangenen Jahren verhältnismäßig wenige so genannte Blüten in Umlauf gewesen, sodass die aktuellen Zahlen besonders hoch erscheinen würden.
Dennoch warnt die Polizei vor den Tricks der Betrüger. Oftmals seien die falschen Scheine kaum von den richtigen zu unterscheiden. Und nicht mehr die großen Scheine seien vorrangig als Falschgeld im Umlauf, sondern vielmehr die kleineren, wie der 50- und der 20-Euro-Schein, erklärt Thorsten Dräger, Leiter des Betrugskommissariats der Polizei Gifhorn. Grund dafür sei, dass die „kleinen“ Geldscheine unauffälliger unter die Leute gebracht werden könnten. „Bei einem 20-Euro-Schein schaut ein Kassierer weniger darauf, ob es sich um einen gefälschten Schein handelt als bei einem 200-Euro-Schein. So hätten sich die Banden vor allem auf diese Scheine konzentriert. Zum Leidwesen vieler Firmen. Die nämlich bemerkten die Blüten häufig erst, wenn es zu spät sei – bei der Einzahlung des Geldes bei einem Kreditinstitut. Ein weiteres Problem für die Polizisten. In diesen Fällen, so Dräger, lasse sich nicht mehr zurückverfolgen, wann der falsche Geldschein unter die Leute gebracht wurde. Das Ausfallrisiko für die Firmen sei in diesen Fällen zwar nicht so hoch, aber in Summe lasse sich sagen, dass so unbemerkt viel mehr Falschgeld in Umlauf gebracht werden könne.

Landeskriminalamt warnt vor neuen Trickmethoden

Unter die Leute gebracht werden die falschen Banknoten laut Polizei auf den verschiedensten Wegen. Vor allem aber über solche Betriebe, die rund um die Uhr geöffnet haben oder Geschäfte mit sehr langen Öffnungszeiten, zum Beispiel über Tankstellen oder Bäcker. Von Kollegen benachbarter Städte wissen die Gifhorner Polizisten, dass auch Diskotheken beliebte Anlaufstellen für die Betrüger sind.
Auch bei Internetkäufen ist niemand davor gefeit, an Falschgeld zu geraten. Das Landeskriminalamt (LKA) weist auf eine aktuelle Vorgehensweise von Tätern hin, nach der die Kriminellen neuerdings auch ebay-Kleinanzeigen für ihre Taten nutzen: Sie zeigen zum Beispiel Interesse an dort angebotenen Smartphones oder Spielekonsolen und vereinbaren eine persönliche Abholung des Artikels. Vor Ort bezahlen die Kriminellen dann mit Falschgeld. Nach Angaben des LKA bezahlten die Betrüger vor allem mit falschen 20- und 50-Euro-Scheinen, in einigen Fällen brachten sie auch falsche 500-Euro-Scheine in Umlauf. Was sich laut Aussage der Gifhorner Polizei nicht geändert hat, ist die Quelle der gefälschten Geldscheine. Nach wie vor würden die Blüten in Südeuropa und Südosteuropa, etwa in Italien, Bulgarien oder Rumänien hergestellt. Diese Wege ließen sich anhand der falschen Noten zurückverfolgen.

„Sofort die Polizei
benachrichtigen“

Generell appelliert auch die Polizei in Gifhorn an die Wachsamkeit der Bürger und Händler. Denn die Leichtgläubigkeit so manches Opfers komme den Tätern sehr entgegen und mache ihnen den Betrug einfach. Zudem hat letzten Endes der Betrogene das Nachsehen. Denn falsche Geldscheine werden nicht ersetzt. Das betont auch die Deutsche Bundesbank, die bereits daran arbeitet, die Scheine wieder noch sicherer zu machen. Seit dem Frühjahr 2013 bringen Europas Notenbanken schrittweise runderneuerte Euro-Serien mit zusätzlichen Sicherheitsmerkmalen in Umlauf.
Jürgen Schmidt: „Grundsätzlich gilt für Betroffene, sofort die Polizei zu benachrichtigen. Auch bei der Weiter- oder Rückgabe von Falschgeld kann man sich strafbar machen. Und je eher die Polizei informiert wird, desto größer sind die Chancen, die Tat zurückverfolgen zu können.“
Die Polizei selber reagiert auf das erhöhte Aufkommen von falschen Banknoten mit Aufklärungskampagnen, Informationsveranstaltungen und speziellen Ermittlungsgruppen – und hofft, kombiniert mit der Wachsamkeit von Bürgern und Händlern, dem Trend entgegenwirken zu können.