Gifhorn: In 25 Dienstjahren blieb nur ein Mordfall ungelöst
Gifhorn. „Ich habe meinen Beruf immer als Berufung verstanden“, sagt Erster Kriminalhauptkommissar Jürgen Schmidt. Am Ende des Monats ist für den 62-Jährigen, der Gifhorns Kripo fast 25 Jahre geleitet hat, Schluss. Schmidt – Markenzeichen markanter Zwirbelbart und schickes Outfit – geht nach 45 Jahren in den Ruhestand.
Begonnen hat die Karriere des prominenten Kripo-Mannes, der im Kreis Peine geboren wurde und heute in Hillerse lebt, am 1. Oktober 1971. „Ich wurde damals als Kriminalwachtmeister eingestellt“, blickt er zurück. „Jeder hat den Marschallstab im Tornister und kann sich im praktischen Dienst bewähren“: Schmidt hat nach diesem Wahlspruch seiner Ausbilder gehandelt, war als junger Beamter unter anderem in Braunschweig, Salzgitter und Peine und holte sich sein Rüstzeug als Führungskraft von 1978 bis 1980 an der Polizeischule. Es folgten danach Verwendungen in Peine, Wolfsburg und Braunschweig.
Im Januar 1990 kam Schmidt für zehn Monate als stellvertretender Kripo-Chef nach Gifhorn und ging danach für zwei Jahre ins Innenministerium. „Am 15. Januar 1992 übernahm ich die Leitung der Gifhorner Kripo mit damals 27 Beamten – heute sind es 68.“
Nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt klärt er mit seinem Team sein erstes Tötungsdelikt: Eine 17-Jährige aus Flettmar wird umgebracht, ihre Leiche am Elbeseitenkanal gefunden. „Genau an der Stelle, an der 1999 dann auch die Leichenteile im Torso-Mord entdeckt wurden“, spricht Schmidt von zwei Fällen, die ihm besonders in Erinnerung geblieben sind. „Auch der Babymord am Waller See, der erst fünf Jahre später aufgeklärt worden ist, gehört dazu.“
Einen Acht-Stunden-Tag hat Gifhorns Kripo-Chef nur selten gehabt. „Oft hat nachts um zwei Uhr das Telefon geklingelt – das hat mich jedoch nie gestört“, erklärt Schmidt.
Der 62-Jährige hat immer „intensiv und offen“ mit den Medien zusammengearbeitet. „Ich habe bei der Aufklärung von Kapitalverbrechen versucht, die Bevölkerung mit einzubeziehen – das hat gut geklappt“, bilanziert Schmidt.
Nur einen Fall hat Gifhorns Kripo-Chef bisher nicht klären können: den brutalen Mord an einer jungen Frau, die 1994 bei Eickhorst erschlagen wurde. „Die Sache wurde noch nicht zu den Akten gelegt – wir sind weiter dran“, lässt er nicht locker.
Intensiv hat der 62-Jährige am mehr als sechs Millionen Euro teuren Polizei-Neubau mitgeplant. „Den Einzug meiner Beamten in das Gebäude werde ich nicht mehr miterleben – ich schaue es mir dann als Ruheständler einmal an“, erklärt der Erste Kriminalhauptkommissar.
Konkrete Pläne für die Zeit nach seinem Berufsende hat der Hillerser noch nicht. „Erst einmal nichts tun, sich um Haus, Familie und meine sieben Monate alte Enkeltochter kümmern“, freut sich Schmidt auf seinen Ruhestand. „Ich überlege auch, ob ich meine Erfahrungen einmal aufschreibe oder im TV-Medienbereich etwas mache – entschieden ist jedoch noch nichts“, versichert Gifhorns Kripo-Chef.