Gifhorn International: Indonesien im Blick
Gifhorn. Im Vorfeld des Kulturfestes „Gifhorn International“ am 28. April auf dem Marktplatz hat der Rundblick als Medienpartner der Stadt bereits zwei Organisationen zugewanderter Gifhorner vorgestellt: die Griechische Gemeinde als Ideengeber und die Türkische Gemeinde als größte Gruppe mit ausländischen Wurzeln. Im dritten Teil unserer Serie möchten wir einen Blick auf die andere Seite des Erdballs wagen – nach Indonesien, genauer gesagt auf die Insel Bali.
Von dort stammt Madé-Yati Langer, die sich in der Region nicht nur durch ihren balinesischen Tempeltanz einen Namen gemacht hat.
Einen indonesischen Verein gibt es in den Stadtgrenzen nicht. Kein Wunder, denn Madé-Yati Langer ist eine von nur drei indonesischen Staatsbürgern in der Mühlenstadt. Noch unwahrscheinlicher wäre ein balinesischer Verein: Das hinduistisch geprägte Bali ist quasi ein eigenes Land in der vorwiegend muslimischen Inselgruppe Indonesien zwischen Australien und Asien. Und: „Ich stamme aus einem sehr religiösen Umfeld“, berichtet Langer. Das hält sie aber nicht davon ab, neben dem international besetzen Gesangsverein „Temperamentos“ auch beim christlich beeinflussten Gospelchor zu singen. „Eine hinduistische Weisheit sagt sinngemäß: Wenn du an etwas glaubst, dann ist es egal, wie du es nennst.“
Ihren Mann lernte sie als junge Pharmareferentin in ihrer Heimat kennen, als der damalige Student aus Düsseldorf ein Praktikum bei einem indonesischen Flugzeugbauer absolvierte. Um gemeinsam nach Deutschland ziehen zu können, mussten die beiden heiraten, wofür sie den Segen ihrer Vorfahren brauchten. „Sonst durfte ich nicht zu einer anderen Familie gehen.“ Das klingt vertraut in europäischen Ohren. Andere Rituale erscheinen hingegen befremdlich: „Vor der Hochzeit habe ich mir die Schneidezähne kürzer schleifen lassen. Das ist ein Symbol dafür, als Erwachsene mehr an andere zu denken und weniger egoistisch zu sein“, erklärt Langer wie selbstverständlich.
Seit 1995 leben die Langers in Deutschland, erst in Aachen und Düsseldorf, dann im Schwarzwald. An einem ruhigen Fleckchen im Gifhorner Stadtzentrum sind sie seit 14 Jahren zu Hause. Den Kontakt zur balinesischen Kultur hat Familie Langer, einschließlich der 16-jährigen Tochter, nie verloren. Dazu gehören die bei vielen Stadtbewohnern bekannten balinesischen Tänze ebenso wie Mitgliedschaften in indonesischen Organisationen in ganz Deutschland.
Sie braucht also keinen „Heimatclub“ in der Stadt. Zu Hause fühlt sich Madé-Yati Langer in Gifhorn ohnehin und Kontakte in die Heimat hat sie genug.
Die Gifhorner können sich nun auf ihre Auftritte beim Kulturfest „Gifhorn International“ am 28. April freuen: Madé-Yati Langer singt mit den „Temperamentos“ und präsentiert ihre balinesischen Tänze.
„Die Tänze sind Bewegung von Kopf bis Fuß und sie stecken voll Bedeutung“, so Langer. Unter anderem symbolisieren die Figuren die Entwicklung von der Raupe über den Kokon bis zum Schmetterling. Welche Symbole, Traditionen und Rituale in ihrer ursprünglichen Heimat noch gepflegt werden, beantwortet die indonesische Gifhornerin gern allen interessierten Besuchern.