Gifhorn: Kein "Stein-Moratorium"
Gifhorn. Vor dem Rathaus verschafften sich rund 100 Schüler der Freiherr-vom-Stein-Schule lautstark, aber diszipliniert Gehör, bevor im Ratssaal die Sitzung eröffnet wurde, welche die Weichen für das Fortbestehen oder die Schließung der Schule in der Innenstadt stellen sollte. Der SPD-Antrag, die Entscheidung von 2014 auf 2015 zu verschieben, wurde nach teils hitziger Diskussion abgelehnt.
Der ehemalige Schuldirektor und SPD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Stenzel machte sich während der Ratssitzung vehement für ein „Stein-Moratorium“ stark: Um die Schule in „ruhiges Fahrwasser“ zu bringen, sollte die Entscheidung über ihren Fortbestand nicht, wie in der Verwaltungsvorlage vorgesehen, im Frühjahr 2014, sondern ein Jahr später fallen. „Wer schickt denn schon sein Kind auf eine Schule, über der so ein Damokles-Schwert hängt?“, fragte Stenzel in die Runde. Dem entgegnete Manfred Marz (CDU), der vor einigen Jahren für den Schulbetrieb in der Stadt verantwortlich zeichnete: „Wenn wir die Entscheidung verschieben, hängt das Damokles-Schwert doch noch länger.“
Sowohl die SPD-Fraktion als auch die Grünen kritisierten, dass eine Vorentscheidung nur aufgrund von Trendmeldungen getroffen worden sei. Die endgültigen Anmeldungszahlen werden erst im Mai vorliegen. Wie sich die Gründung der Gifhorner IGS auf die Schullandschaft auswirke, könne zurzeit niemand mit Sicherheit sagen, stellte sich unter anderem Nicole Wockenfuß (Grüne) an Stenzels Seite.
Sie forderte in demselben Zug eine Auflösung der städtischen Schulbezirke, sodass alle Eltern sich die Schule aussuchen könnten. Dieser Vorschlag wurde ebenfalls abgelehnt, allerdings signalisierte die SPD mit einer fraktionsweiten Enthaltung Offenheit gegenüber dem Vorschlag. „Wir werden die Schulen in den Ortsteilen darauf ansprechen“, kündigte Stenzel an.
Nach einer Diskussion, die streckenweise an ein Tennis-Match erinnerte und wiederholt in eine Debatte zur IGS im Allgemeinen abzugleiten drohte, setzten sich die Antragsgegner von CDU/ULG/FDP und PBC durch und erteilten der Gnadenfrist für die Stein-Schule eine Absage.
Wie die endgültige Entscheidung im kommenden Frühjahr ausfallen wird, hängt nun hauptsächlich davon ab, wie viele Anmeldungen bei der Stein-Schule für das kommende Schuljahr eingehen.