Gifhorner Klinikum verkauft: „Katastrophe“ oder „Panikmache“?

Gifhorner Klinikum verkauft: „Katastrophe“ oder „Panikmache“?

Gifhorn. Der Verkauf des Gifhorner Klinikums an die Fresenius-Tochter Helios (Rundblick berichtete) sorgt für Wirbel. Während der Klinikums-Betriebsrat „die schlimmsten Befürchtungen“ für die rund 800 Mitarbeiter hat, wirft Landrätin Marion Lau diesem „unverantwortliche Panikmache“ vor.

Klinikum: Der Verkauf sorgt für Gesprächsstoff. Photowerk (Archiv)

Entsetzt zeigt sich Hubertus Lux, Betriebsratsvorsitzender des Klinikums Gifhorn: „Das ist eine Katastrophe.“ Denn auch für Gifhorn gelte nach diesem Deal: „Es gibt keine Absicherung der Arbeitnehmer und keine Standortsicherung.“ Diese Auskunft hätten die Mitarbeiter-Vertreter während einer Konzernbetriebsratssitzung vom Rhön-Vorstandsvorsitzenden erhalten. „Wir haben die schlimmsten Befürchtungen, dass der Personalabbau weitergeht und dass kein Mitarbeiter die Sicherheit hat, dauerhaft in den jetzt existierenden arbeitsvertraglichen Verhältnissen weiterbeschäftigt zu werden“, so Lux. Bis zum 1. Januar bleibe alles, wie es ist, aber danach werde jeder Stein umgedreht, ist Lux sicher. Deshalb fordere die Gewerkschaft Verdi gemeinsam mit dem Betriebsrat einen Absicherungs-Tarifvertrag sowie einen Standort-Tarifvertrag.
Kritik am Verhalten des Klinikum-Betriebsratschefs kommt unterdessen von Landrätin Marion Lau. Lux habe „unverantwortliche Panikmache“ betrieben. „Mitarbeiter und Patienten wurden grundlos verunsichert.“ Der Standort sei sicher, Mitarbeiter blieben tarifvertraglich abgesichert.
Mit seinen Spekulationen habe Lux dem Ruf des Klinikums geschadet, erklärt Lau. Der zum Jahresende angekündigte Verkauf des Klinikums könne nur mit Zustimmung des Landkreises erfolgen. „Wir werden nur grünes Licht geben, wenn Helios in unsere Verträge mit Rhön einsteigt“, verweist Lau darauf, dass es darüber auch Einvernehmen mit der Politik gebe. In diesen Verträgen – von Helios liege inzwischen eine schriftliche Zusicherung vor – gebe es umfangreiche Vereinbarungen zur Standortsicherung, zum medizinischen Konzept und zum Erhalt und Ausbau von Arbeitsplätzen, so Kreiskämmerer Manfred Linse. „Für den Aufbau von Horror­szenarien besteht kein Anlass“, erklärt die Landrätin.
Lux hält an seiner Kritik fest: „Die Galeere wurde verkauft, ohne dass mit den Sklaven gesprochen wurde.“ Unter Helios würden sich die Arbeitsbedingungen verschärfen. Rhön habe bereits die Küche, das Reinigungspersonal und die Info-Zentrale ausgegliedert, das Outsorcing des Labors sei der nächste Schritt, befürchtet Lux. Es sei damit zu rechnen, dass bald weitere Mitarbeiter – darunter auch Technik und IT – in anderen Gesellschaften landen.
„Der Gesellschafterwechsel hat keine Auswirkungen auf bestehende Verträge. Wir werden umfänglich in bestehende Verträge einsteigen“, erklärte inzwischen Helios-Sprecherin Ulrike Groenefeld. Eine detaillierte Bestandsaufnahme in den gekauften Kliniken werde jedoch erst erfolgen, wenn die Zustimmung des Bundeskartellamtes erfolgt sei.
Der Konsortialvertrag, der laut Lau den Klinik-Standort Gifhorn und die Tarif-Arbeitsplätze sichere, habe eine Laufzeit von 25 Jahren, bestätigte Beate Bergmann von der Geschäftsführung des Gifhorner Klinikums am Dienstag.