Hitzewelle: „Bei trockener, heißer Haut Notruf wählen“

Hitzewelle: „Bei trockener, heißer Haut Notruf wählen“

Gifhorn. Die Menschen in Stadt und Kreis ächzen unter der Sommerhitze; die von den Meteorologen angekündigten Gewitter Mittwoch und Donnerstag sorgten nicht nachhaltig für die erhoffte Abkühlung. Im Gegenteil: Für den Körper ist trockene Luft und ein hoher Luftdruck besser als das von vielen herbeigesehnte Sommerdonnerwetter, wie Dr. Michael Niehaus weiß. Der Gifhorner Rundblick fragte beim Chefarzt der Kardiologie im Klinikum Gifhorn nach.

Die hohen Temperaturen machen vielen Menschen zu schaffen.

„Momentan treffen hier sogar recht wenig neue Patienten ein“, erklärt Niehaus – erstaunlich, angesichts der Temperaturen deutlich über der 30-Grad-Marke. Einerseits ist es nicht die erste Hitzewelle in diesem Jahr, es gab bereits einige „bullige“ Tage. Aus Erfahrung weiß Niehaus, dass die Menschen dadurch körperlich besser vorbereitet sind und sich auch vernünftiger verhalten: „Wenn Sie wie gewohnt nachmittags Fußball spielen und dabei fast umkippen, sind Sie beim nächsten Mal schlauer und spielen zum Beispiel später am Abend.“
Ein weiterer Grund für die überraschende Gesundheit der Gifhorner ist das Wetter selbst – zumindest bis zum vergangenen Mittwoch: „Eine stabile Hochdruckwetterlage ist der Herzgesundheit im allgemeinen zuträglich“, erklärt der Kardiologe. Wenn es schwül und drückend wird, sieht das schon anders aus. Tiefdruck ist fürs Herz nicht so gut.
Am Wetter lässt sich nichts ändern, am eigenen Verhalten schon. Darum gibt Niehaus den Rundblick-Lesern Tipps, was sie  gegen die verbreitetsten Auswirkungen der Hitze unternehmen können:
Problem Nummer eins ist der akute Hitzschlag. Dieser tritt bei körperlicher Überbelastung in der Wärme auf – bei besagtem Fußballspiel zum Beispiel. Daher ist er bei jungen, vitalen Menschen sogar häufiger als bei älteren. Einfach ausgedrückt funktioniert beim Hitzschlag der körpereigene „Thermostat“ nicht mehr. Die Funktionen zur Temperaturregulierung (wie Schwitzen) können den Körper nicht mehr auf der „Betriebstemperatur“ von 37 Grad halten.
Warnzeichen sind Unruhe des Betroffenen und heiße, rote und vor allem trockene Haut. Oft kommen Schwindelgefühle bis hin zur Ohnmacht dazu. „Wenn die Person gar nicht mehr schwitzt, ist es Zeit, den Notarzt zu rufen“, so Niehaus. Bis der Krankenwagen kommt, sollte sich die Person in einen kühlen, schattigen Ort aufhalten – schließlich kann der Körper  sich nicht mehr von selbst herunterkühlen. Wird dieser kritische Zustand ignoriert, kann es gefährlich werden, sogar in kurzer Zeit zum Tod führen. Darum der Appell des Arztes: „Scheuen Sie sich nicht, den Notruf zu wählen, wenn Sie diese Symptome feststellen!“
Problem Nummer zwei tritt meist bei längeren Hitzeperioden auf: die Austrocknung. Wenn eine Person über mehrere Tage jeweils zu wenig getrunken hat, kommt es zur Eksikkose, wie die Mediziner sagen. Besonders ältere Menschen nehmen oft nicht ausreichend Flüssigkeit zu sich; in heißen Sommern gibt es daher immer wieder zahlreiche „Hitzetote“.
Die „Therapie“ ist einfach: isotonische Getränke, die dem Körper schnell wieder ausreichend Flüssigkeit zuführen. „Das müssen keine Hightech-Sportgetränke sein“, weiß der Chefarzt, „Apfelschorle kann ich empfehlen oder auch ein alkoholfreies Weizenbier.“ Alkohol – auch in wenig konzentrierter Form wie in Bier – ist bei tropischen Temperaturen fatal für die Gesundheit.
Menschen, die wegen einer Herzerkrankung nur begrenzt viel trinken dürfen, sollten sich in Sachen Trinkmenge und Medikation mit ihrem Hausarzt absprechen, rät Niehaus.
Und was sollten die gesunden  Menschen tun? „Ich persönlich habe meine Jogging-Runden in die frühen Morgenstunden verlegt“, erzählt Niehaus. Außerdem rät er dringend, kleine Kinder mit einer Sonnenschutzcreme mit hohem Faktor sowie mit einer Kopfbedeckung vor Strahlung und Temperatur zu schützen.