Hubertus Heil holt sich Direktmandat
Landkreis Gifhorn. Deutschland hat gewählt: Am vergangenen Sonntag waren 61,5 Millionen Wahlberechtigte dazu aufgerufen, mit ihren Stimmen einen neuen Bundestag zu wählen. Die Wahlbeteiligung im Landkreis Gifhorn lag mit 77,5 Prozent um drei Prozentpunkte höher als vor vier Jahren.
Es war eine denkwürdige Wahl, nach der die CDU/CSU von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit 32,9 Prozent der bundesweit abgegebenen Stimmen zwar stärkste politische Kraft bleibt, aber erhebliche Verluste hinnehmen musste. Die SPD stürzte dramatisch auf 20,5 Prozent der Stimmen ab und entschied sich am Sonntagabend sofort nach Bekanntwerden der ersten Hochrechnungen, in die Opposition zu gehen. Die AfD erzielte 12,6 Prozent und ist damit künftig die drittstärkste Kraft im Bundestag – erstmals zieht damit wieder eine Partei ins Parlament ein, die sich deutlich rechts von der Union positioniert hat. Die FDP kann ein großes Comeback feiern: Sie wird mit 10,7 Prozent der Stimmen wieder im Bundestag vertreten sein. Gute Ergebnisse erzielten auch die Grünen mit 8,9 Prozent und Die Linke mit 9,2 Prozent.
Im Landkreis Gifhorn gingen drei Viertel aller Wahlberechtigten an die Urnen. Dabei war der Anteil der Briefwähler dieses Mal ungewöhnlich hoch: 32.800 Wähler gaben ihr Votum per Briefwahl ab. Auffällig: Der Anteil der AfD-Wähler war unter den Briefwählern deutlich niedriger als an den Wahlurnen. SPD-Kandidat Hubertus Heil hat zwar im Vergleich zu 2013 sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen im Landkreis Gifhorn neun Prozent verloren, behält aber sein Bundestagsmandat, denn im kompletten Wahlkreis Gifhorn-Peine hatte er die Nase mit 37,8 Prozent der Erststimmen vorn – CDU-Kandidatin Ingrid Pahlmann lag bei 36 Prozent. Im Landkreis Gifhorn hatte Pahlmann zwar deutlich weniger Stimmen verloren als Heil – drei Prozent Erst- und vier Prozent Zweitstimmen –, den Wiedereinzug ins Parlament hat sie dennoch nicht geschafft. Sie verpasste den Einzug über die Landesliste um einen Platz. Die Enttäuschung ist groß. „Das ist bitter, das ist traurig“, sagt Pahlmann über den „Rechtsruck“. Einen wichtigen Faktor hat sie auch im eigenen Wahlkreis ausgemacht: Die Spätaussiedler, bis dato treue Stammwähler, seien zur AfD gegangen, was zum Beispiel am „erschreckenden Ergebnis“ in Wesendorf deutlich abzulesen sei. „Die Stimmen fehlen mir. Es ist traurig, dass sie sich abgewendet haben von einer reellen Politik.“
Hubertus Heil bleibt also SPD-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Gifhorn-Peine – doch Freude kam auch bei ihm am Sonntagabend nicht auf. „Im Bund ist das eine bittere Wahlniederlage für meine Partei“, räumte Heil ein. „Es ist aber auch ein bitterer Abend für die parlamentarische Demokratie, weil Rechtsextremisten in den deutschen Bundestag eingezogen sind“, erklärte er noch am Wahlabend.
Bester Laune war Stefan Marzischewski-Drewes von der AfD. „Ein erster Schritt ist getan“, sagte er am Wahlabend zum Ergebnis seiner Partei bei der Bundestagswahl und mit Blick auf die Landtagswahl am 15. Oktober.