Jugendhilfe Kästorf: Kampf gegen Stigmatisierung
Kästorf. Stopp der Stigmatisierung: Die Diakonische Jugend- und Familienhilfe Kästorf reagiert auf ein Ansinnen von Jugendlichen, die in den Wohngruppen leben, und entfernt künftig die Bezeichnungen an den 40 Bussen. „Wir wollen gegen Vorurteile kämpfen“, stellt sich Geschäftsführerin Carola Hahne vor die jungen Bewohner.
180 Jugendliche leben unter Fittichen der Diakonie – entweder in Kästorf oder anderen Wohngruppen im Stadtgebiet sowie Umland. Auch Wolfsburg, Celle und Braunschweig gehört zum Gebiet. Über die jeweiligen Heimbeiräte erfuhr Carola Hahne, dass alle Betreuten unter zum Teil erheblicher Stigmatisierung leiden. „Wir werden blöd angeguckt von der Bevölkerung“ – dieser Spruch sei ihr häufig vorgetragen worden. Sie sollen angeblich faul sein, stehlen, Müll machen, keine Ausbildung haben und und und – Lucy (18) ist eine von jenen, denen es reicht. „Wir alle sind engagierte Jugendliche, die hier freiwillig Hilfe gesucht haben. Wir sind doch keine Aussätzigen.“ Auch Vincent (18) will die Vorurteile nicht mehr einfach klaglos hinnehmen. „Wir sind doch hier, damit es richtig läuft.“ Alle versuchten einen strukturierten Alltag zu leben, Regeln einzuhalten und soziales Miteinander zu üben.
Übrigens seien die Herabwürdigungen „nicht nur Teenie-Mobberei“, auch Lehrer beteiligten sich an den Stigmatisierungen. Fast täglich würden sie solche Anfeindungen zu spüren bekommen, betont Lucy. Alleine schon das Aussteigen an der Bushaltestelle in Kästorf reiche, um schief angesehen zu werden. Weiter spinne sich dann der Faden, wenn es um die Ausbildungsplatz- oder Wohnungssuche gehe, weiß auch Regionalleiterin Caroline Halhuber.
Genau deshalb will die Einrichtung nun ein Zeichen setzen und mit dem Entfernen der Schriftzüge an den Bussen beginnen. Es sollen Vorträge an Schulen folgen. Auch ein Film könnte im Rahmen der Kampagne entstehen, so Hahne.