Mondscheinbabys oder Sonntagskinder?
Die Gifhorner Neubürger halten sich an keinen Terminkalender.

Mondscheinbabys oder Sonntagskinder?

Gifhorn. Babys halten sich nicht an Terminkalender – und gerne begrüßen die Neuankömmlinge das Leben zu „ungünstigen“ Zeiten. Doch wann erblicken eigentlich die meisten Gifhorner das Licht der Welt? Haben wir es mit einer Stadt voller Mondscheinbabys zu tun? Und sind wir alle Sonntagskinder? „Weder noch“, sagt Svenja Koch von der Unternehmenskommunikation des Gifhorner Klinikums.

Ausgeglichene Gifhorner – von Geburt an

Fest steht: Die Mühlenstadt hat derzeit einen wahren Babyboom zu verzeichnen. Allein im vergangenen Jahr kamen 1154 Kinder zur Welt – 97 mehr als im Vorjahr. Während die Geburtenrate bundesweit um 4,75 Prozent gestiegen ist, kann Gifhorn damit sage und schreibe zwölf Prozent mehr Geburten für sich verzeichnen. Und der Trend scheint laut Standesamt Gifhorn weiter in diese Richtung zu gehen.

Alle Kinder kamen im Helios Klinikum zur Welt. Und alle Kinder haben dabei ihren ganz eigenen Rhythmus: weder bevorzugen sie die ruhigen Abend- bzw. Nachtstunden, um das Leben zu begrüßen, noch wollen sie alle Sonntagskinder werden. Es scheint, als haben sie sich untereinander abgesprochen. So freut sich das Klinikum über eine ausgewogene Belegung seiner Kreißsäle. Die Gifhorner sind sozusagen völlig entspannt und ausgeglichen. Leichte Abweichungen seien laut Pressesprecherin Svenja Koch lediglich unter der Woche zwischen 8 und 11 Uhr zu verzeichnen. „Hier haben wir einen leichten Anstieg der Geburtenzahlen“, erklärt Koch, „der aber auf die geplanten Kaiserschnitte zurückzuführen sei, die in dieser Zeit durchgeführt würden. Die ausgewogene Verteilung der Geburten lässt sich auch auf die Monate übertragen. Lediglich der Juli 2014 ließ mit 117 Geburten eine Steigerung erkennen.

Der Trend geht zur natürlichen Geburt

Generell zeige sich, dass der Trend zur natürlichen Geburt gehe. „Im vergangenen Jahr gab es im Helios Klinikum lediglich 112 geplante Kaiserschnitte. Dazu kommen 208 ungeplante Kaiserschnitte. Zusammen sind das rund 28 Prozent der Geburten.

Die Zahl der Kaiserschnitte ist damit im Vergleich zu den Vorjahren gesunken, das freut uns sehr“, betont der Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Dr. med. Thomas Dewitz. „Die Geburt ist eine der natürlichsten Dinge der Welt und so soll es auch bleiben. Ein Kaiserschnitt ist auch immer eine Operation und birgt wie jeder andere operative Eingriff Risiken. Das Wohl von Mutter und Kind steht bei uns an erster Stelle.“

Babys lassen sich nicht stressen

Die Tatsache, dass sich die Gifhorner dazu entscheiden, zu gänzlich unterschiedlichen Zeiten ins Leben zu starten, widerspricht denn auch dem weit verbreiteten Glauben, dass der tägliche Stress die Wehen hemmt und die Neulinge dementsprechend die Nachtstunden für ihr Ankommen bevorzugen. „Jede Frau ist individuell“, weiß Dewitz zu berichten. „Generell kann gesagt werden, dass das Einsetzen der Wehentätigkeit tageszeit- und belastungsunabhängig ist. Bei einigen Frauen führen körperliche Anstrengungen zum Einsetzen der Wehen, bei anderen Frauen ist es die Ruhesituation, und bei wieder anderen Frauen ist es weder eine besondere Anstrengung noch eine besondere Ruhesituation“, so der Chefarzt.

Diesen Zahlen zufolge können sich werdende Mütter ganz beruhigt auf die Geburt freuen. Denn so ausgewogen sich die Geburtszeiten darstellen, so gut aufgestellt sind Ärzte, Schwestern und Hebammen in der Helios Klinik. Auch auf den hoffentlich anhaltenden Babyboom ist die Frauenklinik eingerichtet. „Wir sind personell und räumlich für diese Geburtenzahl ausgerüstet. Die Hebammen bei uns arbeiten in einem Dreischichtsystem und es gibt drei Kreißsäle sowie einen im Kreißsaal-Bereich integrierten Operationssaal für Kaiserschnitte. Sollte tatsächlich einmal ein weiteres Kind zur gleichen Zeit das Licht der Welt erblicken wollen, so stehen weitere Bereiche für die Geburt zur Verfügung“, verspricht Dewitz.

Vertraute Geburt bislang kein Thema

Nicht in Anspruch genommen wurde im Klinikum Gifhorn das noch junge Gesetz der vertrauten Geburt. Doch auch für diesen Fall ist die Frauenklinik  gerüstet. „Wir haben den bürokratischen Ablauf geklärt, wissen also im Ernstfall, was zu tun ist und welche Schritte einzuhalten sind. Schweigepflicht ist eine Selbstverständlichkeit, auch bei allen anderen“, so der Chefarzt.