Sturm „Siegfried“ hinterlässt in Gifhorn seine Spuren
Landkreis Gifhorn. Ein lebensgefährlich verletzter Junge, 600 zu evakuierende ICE-Passagiere, umgestürzte Bäume auf Straßen und Häusern: Auf mehr als 500 Einsätze schätzt die Kreisfeuerwehr ihre Hilfeleistungen am Orkan-Sonntag.
Die Leitstelle in Gifhorn zählte 146 Einsätze, doch in den Gebietseinheiten wurden eigene Leitstellen errichtet, um der Flut an Meldungen und Koordinationen vor Ort Herr zu werden, so Kreisbrandmeister Thomas Krok. „Alle 102 Feuerwehren im Landkreis wurden alarmiert.“ Aus dem ganzen Kreis Gifhorn gingen binnen fünf Stunden 1222 Notrufe ein.
Bei Isenbüttel wurde ein achtjähriges Kind durch einen herabstürzenden Ast lebensgefährlich verletzt. Einige Menschen wurden in Autos von umstürzenden Bäumen eingeklemmt, vollgelaufene Keller erforderten den Einsatz der Wehren, viele Straßen wurden für Verkehrsteilnehmer unpassierbar und sogar beim Zugverkehr ging lange Zeit gar nichts mehr. Etliche Bäume blockierten die Bahnstrecke Hannover-Wolfsburg. Aus einem ICE mussten bei Isenbüttel am späten Sonttagabend 600 Passagiere evakuiert werden. Ein Baum hatte dem ICE gegen 20 Uhr den Weg versperrt, ein anderer fiel auf den Zug. „Die Menschen haben es mit Humor genommen“, berichtet ICE-Passagier Philipp Linsingen. Auch das Stromnetz kam zwischenzeitlich zum Erliegen.
Das Unwetter stuft Krok als besonders extrem ein: „Das hatte was von Kyrill 2007.“ Als wäre ein Schalter umgelegt worden: So schnell und heftig kam das Unwetter über den Landkreis. In Knesebeck dürfte ihm zufolge ein Tornado gewütet haben: Das sei an der Schneise durch das Dorf zu erkennen. In Tülau wirbelte der Sturm ein Trampolin gegen eine Hausfassade. Der Regen war so heftig, dass Einsatzfahrzeuge stehen bleiben mussten. „Es ging einfach nicht mehr.“ „Wir fahren auch während des Unwetters raus“, sagt Krok. Er sei sehr froh, dass von den Einsatzkräften niemand verletzt worden sei.