Zweites Gifhorner Theaterprojekt für Jugendliche

Zweites Gifhorner Theaterprojekt für Jugendliche

Gifhorn. Das zweite Jugend-Theaterprojekt mit Magdalena Hadenburg startet mit einem Casting am 24. Juli (Rundblick berichtete). Schauspiellehrerin Magdalena Hadenburg, die das Projekt leitet, und Kreisjugendpfleger Bernhard Schuhose erläuterten der Rundblick-Redaktion die Philosophie hinter dem autobiagraphisch geprägten Theater, die schon beim ersten Stück „Die es trifft“ Teilnehmer und Publikum begeisterte. Thematisch im Mittelpunkt steht „Alkohol und Kontrollverlust“.

Ziel ist es, die Jugend vorm Kontrollverlust durch Komasaufen zu bewahren – aber der pädagogische Zeigefinger fehlt.

Am erfolgreichen Grundkonzept ändert sich nichts: Die Darsteller tragen Begebenheiten  aus ihrer eigenen Erinnerung bei; diese stellt Hadenburg im Laufe der Projektwoche vom 1. bis 9. September zu einem durchkonzipierten Stück zusammen. Das junge Publikum (Der Vorgänger „Die es trifft“  wurde bisher an sieben Schulen gezeigt) merkt gleich den Unterschied zu herkömmlichen Stücken, weil die einschlägigen Erfahrungen in ihrer eigenen Altersgruppe gesammelt und nicht aus der „Elfenbeinturm-Perspektive“ arrangiert wurden – authentische Lebensrealität statt gutmenschlicher Pädagogik. Da kann es verbal auch schon mal recht derb zugehen.
Um Realismus geht es der Projektleiterin und Kreisjugendpfleger Bernhard Schuhose nicht nur inhaltlich: Zeigefinger-Dogmatismus und erzwungene Political Correctness möchten sie vermeiden. „Es hat wenig Sinn, Schülern zu predigen, dass sie niemals auch nur einen Schluck trinken dürfen“, so Schuhose. Zu sehr seien Alkohol und auch andere Rauschmittel in der Gesellschaft verwurzelt. Vielmehr soll ein Bewusstsein über die Gefahren des so genannten „Koma-Saufens“ entwickelt werden. Dasselbe gilt für den Konsum anderer berauschender Substanzen, die im Übermaß den Verlust der Selbstkontrolle verursachen.
Die Gefährdung von Gesundheit und geistiger Entwickung sind hierbei ein Aspekt, aber nicht der einzige. In Zeiten, in denen Bilder und Filme in Sekundenschnelle von einem  Mobiltelefon zum anderen weitergegeben und für alle sichtbar ins Internet gestellt werden, kann ein unbeherrschter Abend zu einem Stigma fürs Leben werden.
„Dabei geht es nicht nur um eine scherzhafte Aufnahme von einem schlafenden Betrunkenen“, weiß Hadenburg aus Gesprächen mit Jugendlichen, „Alkohol enthemmt bekanntermaßen, sowohl was die Risikobereitschaft als auch die Sexualität betrifft.“ Sich selbst in einer peinlichen Situation in den sozialen Medien wiederzufinden, könne für junge Menschen (häufig Mädchen) eine echte Katastrophe bedeuten.
Ein Kernproblem sehen Hadenburg und Schuhose darin, dass viele junge Menschen – wie der Begriff „Komasaufen“ schon beinhaltet – den Kontrollverlust auf der Suche nach einem Abenteuer gezielt anstreben. Die hänge mit der erhöhten Risikobereitschaft zusammen, die bei 16- bis 22-Jährigen erweisenermaßen auftrete, wie Hadenburg erklärt.
Doch auch ohne diese Absicht besteht Gefahr – beispielsweise durch K.O.-Tropfen. Ungehemmtes Trinken, beispielsweise in der Disco, sind eine indirekte Einladung für Personen, die nichts Gutes im Schilde führen. Ziel des Projekts ist nicht, alle jungen Leute in Asketen zu verwandeln. Vielmehr sollen sie ein Gespür dafür entwickeln, in welchen Situationen sie Gefahr laufen, sich selbst langfristigen Schaden zuzufügen, auch wenn der Abend „ganz harmlos“ beginnt.
Die Premiere ist für den 18. September geplant, davor stehen aber noch das Casting am 24. Juli ab 16 Uhr und die eigentliche Projektwoche in der letzten Sommerferienwoche.
Klaus Kühlmeyer