Burg in Peine-Stederdorf nachgewiesen
Stederdorf. Riesen-Überraschung bei Ausgrabungen am Jugendzentrum „Deinemein“ am Wallhof anlässlich des Schul-Neubaus: Archäologe Thomas Budde entdeckte in Stederdorf einen Nachweis der Stederdorfer Burg. Jetzt liegt die Auswertung seiner Ergebnisse vor.
Am Wallhof wurde der Turm der Herren von Oberg vermutet, den diese 1306 nach einer verlorenen Fehde auf Hildesheimer Seite gegen Herzog Heinrich dem Wunderlichen von Braunschweig-Lüneburg ebenso wie ihren Turm in Oberg selbst als Sühneleistung vernachlässigen mussten. Die archäologische Begleitung der Arbeiten für den neuen Schulhof brachte nun das erstaunliche Ergebnis: „Die Burg ist nachgewiesen und zudem durchaus größer, als zu ahnen war“, stellt Budde fest.
Auch im Südosten wurde der verfüllte innere Burggraben in einem Suchschnitt erfasst. Den Profilschnitt vom April 2016 südlich des Wallhofes hinzugenommen ermöglichte die Rekonstruktion des Grabenverlaufs und somit des Burggrundrisses an der Süd- bis Ostseite. Ende 2017 wurde zunächst ein Graben erfasst, der mit dem schon 2016 unter der Straße Am Wehrturm entdeckten Grabenansatz in Beziehung steht. Budde: „Es wurde schlagartig deutlich, dass es sich um einen Umfassungsgraben handeln dürfte, der in etwa fünf Metern Abstand um den Wallhof herum führt“, so Budde. Kurz vor Weihnachten 2017 tauchte am Ostrand des Wallhofs der Innengraben der Burg auf.
Die weitere Freilegung ließ dann erkennen, dass der Graben mit neun Metern Breite durchaus ein ordentliches Maß für einen Burggraben aufweist und sich zudem bei einer Tiefe von 2,30 Metern schnell mit Grundwasser anfüllte.
Eine große Überraschung stellte der Nachweis des zweiten, äußeren Burggrabens im späteren Schulhofbereich dar, der sich in 17 Metern Entfernung vom Wallhof abzeichnet und ebenfalls wasserführend war. Budde: „Zu dem Doppelgraben sind zweifellos zwei Wälle zu rekonstruieren. Dies erklärt auch den Namen Wallhof.“ Den Funden zufolge – darunter ein ganzes Rinderskelett – ist der Graben erst um 1800 zugeschüttet worden.
Nach einer Unterbrechung konnte das Burggrabenprofil im Osten vervollständigt werden.
Die Erdschicht enthielt nun auch das erhoffte Fundmaterial in Form spätmittelalterlicher Keramikscherben, die gut zum Jahr 1306 passen. Im unteren Bereich waren zudem Scherben aus dem 12. Jahrhundert eingelagert.
Das Kellermauerwerk soll noch baugeschichtlich untersucht werden, weil es konkrete Hinweise auf den Turm liefern könnte. „Wir können aber schon jetzt festhalten, dass es sich bei der Stederdorfer Burg um eine Turmburg mit doppeltem Wallgraben gehandelt haben muss“, bilanziert Budde.