Geschichte Peiner Dörfer erleben
Viola Wünsch von der Gemeinde Vechelde öffnete die Türen für die hallo-Redaktion.

Geschichte Peiner Dörfer erleben

Bodenstedt. Wie war das Leben früher im Dorf? Die „ZeitRäume“ in Bodenstedt geben hierauf nicht nur Antworten, sondern machen die alten Zeiten für Besucher erlebbar.
Das 1878 errichtete Haupthaus des Hofs an der Hauptstraße 10 war zugleich Wohnort als auch Gaststätte bis zum Jahr 1934 und wird heute von der Gemeinde Vechelde als Museum geführt.
Beim Betreten des Haupthauses weht dem Besucher gleich der Wind der Geschichte um die Nase. Im ehemaligen Gastraum der Gaststätte Seggelke mit gekacheltem Kamin gibt es eine von mehreren Audiostationen, unter anderem mit einem Zeitzeugenbericht in Baunschweigischer Mundart.

Gesellschaftliches
Zentrum bis 1934
Ein Großteil des Bodenstedter Dorflebens spielte sich hier ab. Ein Beleg dafür ist das erste öffentliche Telefon im Ort von 1913 – für die Bürger damals der einzige „Draht zur weiten Welt“. Treffpunkt damals war beispielweise die Kegelbahn im langgestreckten Nebengebäude, in dem heute Erinnerungen an die vergangenen 14 Jahrzehnte zu sehen sind.
Viele Relikte erinnern an die Zeit, als Strom und fließendes Wasser noch keinen Einzug in die Häuser gefunden hatten: Im Schlafzimmer steht ein Nachttopf neben dem Bett, in der Waschküche scheint ein großer Wasserkessel noch darauf zu warten, mit Feuerholz befüllt zu werden, um Wasser für ein Bad oder die Wäsche zu erwärmen.
Ein Raum mit dem Namen „Kolonialstolz…“ entführt die Besucher ins späte 19. Jahrhundert. Jagdtrophäen und afrikanische Speere symbolisieren bürgerlichen Wohlstand und den Einfluss der damaligen Kolonialmacht Deutschland. „Ursprünglich hing ein Leopardenfell an der Wand, das befindet sich jetzt aber in Privatbesitz“, erklärt Bürgermeister-Vertreterin Britta Schwartz-Landeck von der Gemeinde Vechelde, „wir wollten es nicht durch eine Fälschung ersetzen, darum hängt dort nun eine Nachbildung aus Glas.“
Die meisten Räume wurden im Lauf der Jahrzehnte renoviert, aber an ausgesuchten Stellen sind die unterliegenden Schichten freigelegt, sodass die Besucher einen Blick auf die verschiedenen Einrichtungsphasen werfen können.
Der „Tanzsaal“ verdient aus heutiger Sicht seinen Namen nicht wirklich, ist er doch heute von den Ausmaßen eher mit einem größeren Wohnzimmer vergleichbar. Das war jedoch nicht immer so.  Hier spielte sich ein besonders sensibel zu betrachtendes Kapitel der deutschen Geschichte ab.

Blick in eine
dunkle Epoche
Um die Besucher darauf vorzubereiten, dass es sich um einen besonderen Teil der Ausstellung handelt, erreicht der Besucher den „Tanzsaal“ über ein „Zeitportal“, eine Tür, die mit einer  Audioinstallation den Besucher von der Zeit der Errichtung des Hauses Ende des 19. Jahrhunderts mit Walzermusik über den Charleston der 1920er Jahre hin zu Marschmusik und Redeauszügen aus der Zeit des Nationalsozialismus geleitet. Dass dieser Zeitraum hier besonders beleuchtet wird, hat einen historischen Grund: Im Tanzsaal wurden während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter untergebracht, die in der Landwirtschaft in und um Bodenstedt eingesetzt waren. Hierfür wurden auch Teile des ehemaligen Tanzsaales unter anderem für die Unterbringung eines Aufsehers abgeteilt.
Unmittelbar nach dem Krieg  wurden dann Flüchtlinge und Vertriebene aus dem heutigen Polen im „Tanzsaal“ einquartiert. Die Räume sind noch heute im Original erhalten, wie beispielsweise auch die damals prosvisorisch abgetrennten Kochgelegenheit. Im Saal werden diese verschiedenen Epochen in Filmszenen per Beamer an die Wand projiziert.
Die Zeitreise führt die Besucher auch durch die bunte Welt der 50er Jahre, bevor der Rundgang im „Pferdestall“ mündet, wo Marion Dreger am Wochenende und an Feiertagen selbstgebackene Köstlichkeiten und Getränke anbietet. Hier sind nach Absprache auch Feierlichkeiten für bis zu 22 Personen möglich.

Aktion zum Internationalen Museumstag
Ein besonderer Anlass, die „ZeitRäume“ zu besuchen, ist der 17. Mai, der Internationale Museumstag. Unter dem Motto „Abendbrot zum Abendrot“ beteiligt sich das Museum ab 16 Uhr im Salon mit Musik (Klavier und Klarinette) und leckeren Häppchen. Mit dabei sind auch das Kreismuseum (18 bis 20 Uhr), das Rathaus Lengede (18 bis 21 Uhr) und die Umformerstation Ilseder Hütte (14 bis 18 Uhr) jeweils an ihren Standorten. Mehr Infos zum Museumstag unter www.peine-geschichte.de.