hallo Peine schaut sich in Töpferwerkstatt um
Konzentriert bei der Arbeit: Die beiden Frauen befüllen Gießformen.

hallo Peine schaut sich in Töpferwerkstatt um

Klein Ilsede. Ein Töpferkurs 1986 bei der Kreisvolkshochschule machte den Anfang. Damals konnten die beiden Klein Ilsederinnen Sabine Nordmeyer und Ina Wirth noch nicht ahnen, dass damit ein Stein ins Rollen kam. Ihr Ansporn war nur, etwas „Kreatives“ zu machen.

„Wir waren sofort begeistert“, denken die beiden zurück. Mittlerweile geben sie zu, dass die Herstellung von Keramik „wie eine Sucht“ sei. Dementsprechend blieb es auch nicht bei dem Töpferkurs allein. „Wir hatten so eine große Freude an der Arbeit mit Ton, dass wir privat weitergemacht haben“, erinnern sich die zu Freundinnen gewordenen Nachbarinnen.
Es wurde zunächst von Hand getöpfert. Die fertigen Teile gaben sie zum Brennen in unterschiedliche Töpfereien. Doch ganz glücklich waren sie mit dieser Lösung nicht. Manchmal mussten sie bis zu drei Monate auf die gebrannten Teile warten, weil der Ofen erst voll werden musste. Außerdem waren die Ergebnisse nicht zufriedenstellend, da zu heiß gebrannt wurde.
„Irgendwann fingen unsere Männer an zu angeln. Weil die beiden ihr Geld in eine Angelausrüstung gesteckt haben, haben wir kurzerhand einen Brennofen gekauft.“  Es wurde so lange getüftelt, bis die Ergebnisse zufriedenstellend waren. Misserfolge ließen – und lassen auch heute noch – die beiden dynamischen Frauen nicht verzweifeln. „Man lernt schließlich durch Fehler“, so Nordmeyer.
Es ist auch nicht beim Töpfern per Hand geblieben. Mittlerweile haben Gießformen, Gießton und die passenden Glasuren Einzug gehalten. Der Gießton wird in die Gießformen gefüllt. Die Schrühteile (bei 1060 Grad vorgebrannte Tonteile) werden anschließend entgratet und dann glasiert.
Wie beim Brennen ist auch das Verarbeiten der Glasuren eine Wissenschaft für sich. So darf man manche Glasuren nicht nebeneinander setzen, da dieses eine chemische Reaktion auslöst. Vieles Glasuren haben vor dem Brennen zudem eine andere Farbe als hinterher. „Da ist viel Kreativität und Vorstellungsvermögen gefragt“, berichtet Ina Wirth. „Vor allem wenn man bestimmte Effekte erzielen möchte und somit verschiedene Glasuren übereinander aufträgt.“ Während die Glasuren für die Verarbeitung eine pastöse Konsistenz und matte Färbung haben, werden Sie beim Brennen klar und glänzend. Dieses liegt an den Inhaltsstoffen: vereinfacht gesagt bestehen sie aus Glas und Oxyden. Etwa 900 Farbglasuren zählen aktuell zum Fundus.
Außerdem können die aus weißbrennendem Ton hergestellten Keramiken nach dem Glasurbrand noch mit Perlmutt, Gold oder Porzellandekoren verzert werden. Nach diesem Schritt ist ein dritter Brand nötig.
Ihre ersten gegossenen Keramiken fanden ungeplant reißenden Absatz bei Verwandten und Bekannten. Außerdem wurde deren Ehrgeiz geweckt, ebenfalls solch künstlerischen Figuren zu gestalten. So brannten Sabine Nordmeyer und Ina Wirth einige Keramikteile vor und luden zum gemeinsamen Bemalen in die heimische Küche ein. Als diese zu eng wurde, wurde auf den Dachboden ausgewichen. „Es war zwar alles familiär, aber auch mit Umständen verbunden. Wenn wir mit mehreren Frauen in der kleinen Reihenhausküche saßen, konnte der Rest der Familie kein Abendbrot essen. Und lief der Brennofen auf dem Dachboden, wurde es dort viel zu heiß zum Arbeiten.“ Aus diesem Grund wurde 1993 gemeinsam neu gebaut und im großen Keller des Doppelhauses eine eigene Werkstatt eingerichtet.
Mittlerweile bieten die beiden kreativen Frauen offiziell Keramikkurse an. Gemeinsam werden bereits gegossene Teile bemalt. Außerdem verkaufen sie ihre fertigen Keramiken. Der Ton ist zu einem wichtigen Lebensinhalt geworden. „Bei uns gibt der Ton den Ton an“, sind sich die beiden einig.