Peiner Finanzamt macht aus „Zuhause im Glück“ ein „Zuhause auf dem Schuldenberg“
Eddesse. Eine Familie mit zwei schwerbehinderten Kindern hat es schon schwer genug – möchte man meinen. Das Finanzamt sieht das im Fall der Familie Zant aus Eddesse ganz anders: Vor rund fünf Jahren wurde bei der Familie in Eddesse eine Folge der RTL-2-Serie „Zuhause im Glück“ gedreht. Nun hat sich die gut gemeinte Unterstützung für die Familie, die zwei schwerstbehinderte Söhne hat, als Bumerang erwiesen: Das Finanzamt stellt eine Steuerforderung in Höhe von 42 557,07 Euro.
Das Amt wertet den Umbau durch das Bauteam als „geldwerten Vorteil“ der versteuert werden muss – für die Familie eine Katastrophe.
„Ich habe unzählige schlaflose Nächte hinter mir“, berichtet Inge Zant. Seinerzeit hätten Freunde die Teilnahme bei „Zuhause im Glück“ initiiert. Sie sei zunächst gar nicht so begeistert gewesen, habe dann aber dennoch mitgemacht, denn aus eigener Kraft hätten sie den behindertengerechten Umbau ihres Hauses nicht stemmen können.
Im Vertrag stehe zwar, dass das Finanzamt Ansprüche stellen könnte. „Doch das wurde als rein theoretische Option dargestellt“, so Zant. „In all den Jahren, in denen die Sendung läuft, hat kein Finanzamt die Renovierungsleistungen als steuerpflichtiges Einkommen bewertet und Steuern eingefordert“, bestätigte ein RTL-2-Sendersprecher auf Nachfrage.
Das habe sich nun aber geändert, betroffen sei nicht nur die Familie Zant. Die Finanzverwaltung vertrete die Ansicht, dass Sach- und Dienstleistungen dieser Art als einkommensteuerpflichtiges Einkommen zu werten sind. „Das ist eine neue Sach- und Rechtslage und für uns unverständlich. Wir hoffen, dass die Finanzämter in dieser strittigen Rechtsfrage ihren Auslegungs- und Ermessensspielraum nutzen, um den Hilfsgedanken zu unterstützen“, so der Sprecher.
Man biete den Familien Unterstützung durch einen Steuerberater an. Vor ein paar Tagen gab es in Köln mit der UFA eine Krisensitzung.
Das bestätigte Zant, die mittlerweile von ihrem Mann getrennt lebt. Viele der betroffenen Familien haben untereinander Kontakt. „Mir sind etwa 40 Fälle bekannt, von denen stehen vier oder fünf so wie wir kurz vor der Pfändung“, sagte Zant. In ihrer Not hat sie im Internet einen Spendenaufruf gestartet.
„Allein kann ich so viel Geld niemals aufbringen“, betonte sie. Familien, Sender und Produktionsfirma versuchen nun gemeinsam, die Zahlung auszusetzen, bis alles geklärt sei. Es gebe noch viele Fragen hinsichtlich der Berechnung des Finanzamtes. Laut Zant läuft auch noch eine Musterklage. Um ihren guten Willen zu zeigen, zahle sie zurzeit monatlich 100 Euro an das Finanzamt. Aber auch das Geld hätte sie nicht, wenn nicht schon viele Menschen der Bitte um Unterstützung gefolgt wären, darunter die Fußball-Herren des TSV Edemissen.
„Ihnen allen möchte ich von Herzen danken“, sagte Zant. Sollte sich ihre Hoffnung erfüllen, dass sich doch alles noch zum Guten wendet und sie das Geld vom Finanzamt zurückbekommt, werde sie alles einem guten Zweck in der Region spenden, verspricht sie.