Peiner Träger: Kurzarbeit droht, Verhandlungen mit Betriebsrat
PEINE (pif). Der Fahrplan für die Gespräche zwischen Peiner-Träger-Betriebsrat und der Geschäftsführung des Unternehmens steht. Peiner Träger hatte im vergangenen Jahr 62 Millionen Euro Verlust erwirtschaftet. Bereits nach Ostern sollen Gespräche beginnen, ob es im Mai Kurzarbeit im Werk der Salzgitter AG geben wird. Zudem strebt der Peiner Betriebsrat weitere Verhandlungen an, um über Schritte zur Verbesserung der Ertragslage zu sprechen.
„Wir gehen an die Verhandlungen ganz besonnen heran“, sagte gestern Gabi Handke, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende von Peiner Träger.
Der Betriebsrat habe auch schon erste Ideen. „Wir können uns zum Beispiel vorstellen, die Möglichkeiten des Beschäftigungs-Sicherungstarifvertrages auszureizen“, sagte sie. Konkreter wollte sie mit Blick auf die anstehenden Gespräche aber nicht werden.
Stundenabbau
Doch schon jetzt machen die Beschäftigten Zugeständnisse. „Wir bauen zurzeit unsere Arbeitszeit- und Freizeitkonten ab“, sagte Handke. Diese seien zum Beispiel durch ungeplante Mehrarbeit an den Wochenenden in der Vergangenheit zum Teil noch gefüllt. Einige Mitarbeiter sammelten aber auch schon Minusstunden, wenn es Stillstand im Werk gebe. „Das ist schon eine Vorbereitung auf eine mögliche Kurzarbeit“, sagte Handke. Denn dann dürfen die Arbeitszeitkonten der Beschäftigten nicht mehr prall gefüllt sein.
Während der Peiner Betriebsrat ruhig und besonnen reagiert, ist die Stimmung im Mutterkonzern, der Salzgitter AG, offenbar weniger gut. In einem Flugblatt des Konzernbetriebsrates geht es um das geplante Strukturprogramm „Salzgitter 2015“. Das Flugblatt ist mit den Worten „Es reicht!“ überschrieben.
Preise im Keller
Konzern-Sprecher Bernhard Kleinermann verwies angesichts der angespannten Lage in Peine auf die schlechte Lage in der Baubranche in Europa. „Von den europaweiten Kapazitäten der Träger-Produktion von rund 14 Millionen Tonnen im Jahr ist kaum die Hälfte ausgelastet“, sagte er. Deshalb seien die Preise im Keller.
Zum Thema Kurzarbeit sagte Bernhard Kleinermann: „Wir verhandeln zurzeit mit dem Arbeitsamt. Die Auftragslage bei Peiner Träger ist aber weiter schlecht, da ist es naheliegend, auch zum Mittel Kurzarbeit zu greifen.“
Starke Verluste
Die Peiner Träger GmbH ist in den vergangenen Jahren in schweres Fahrwasser geraten. Allein 2012 betrugen die Verluste rund 62 Millionen Euro. Hintergrund sind steigende Energiekosten und vor allem die schwierige Lage in der Baubranche in Südeuropa. Zudem drängen Konkurrenten aus dem Nahen Osten – zum Beispiel aus der Türkei – verstärkt auf den europäischen Stahlmarkt. Schon 2011 war bei den Verlusten der Peiner Träger die Marke von 50 Millionen Euro geknackt worden.
Die Konzern-Mutter Salzgitter AG will mit dem Programm „Salzgitter 2015“ nun die Notbremse ziehen. Vor allem am Standort Peine sei mit Einschnitten zu rechnen.
Der Vorstands-Vorsitzende der Salzgitter AG, Heinz Jörg Fuhrmann, sprach von einer „Rosskur“ für den Standort Peine und kündigte eine Reduzierung des Personals an. Gleichzeitig schloss er jedoch Entlassungen vorerst aus. Erste Entscheidungen über weitere Schritte werden im Juni erwartet.