Projekt HilDe des Paritätischen Peine unterstützt pflegende Angehörige
Peine. Pflegende Angehörige von an Demenz erkrankten Menschen äußern immer wieder den Wunsch nach Zeit, um einmal ungestört Dinge erledigen zu können oder einfach nur Zeit für sich zu haben. Dieser Wunsch ist oft schwer umsetzbar. Mit verschiedenen Gruppenangeboten aus dem HilDe-Projekt bietet der Paritätische Peine betroffenen Familien Austausch und Betreuung an. HilDe ist ein niedrigschwelliges Betreuungsangebot des Paritätischen in Südost-Niedersachsen, das neben Gruppenangeboten auch stundenweise häusliche Betreuung demenzkranker Menschen durch qualifizierte ehrenamtliche Kräfte beinhaltet.
In den Räumlichkeiten des Paritätischen Peine werden montags und donnerstags regelmäßig Gruppenangebote für demenziell erkrankte Menschen angeboten, an denen auch Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz teilnehmen können. Es handelt sich dabei um ein niedrigschwelliges Angebot. HilDe in Bewegung findet immer montags von 15 bis 17 Uhr statt. Gabriele Daniel, die das Projekt koordiniert, erzählt: „Für die Besucher steht neben dem geselligen Beisammensein die körperliche Aktivierung im Vordergrund. Mit Angeboten wie Sitzgymnastik und Sitztanz steigern wir die Balancefähigkeit, denn ältere Menschen neigen stark zu Stürzen“.
Das HilDe-Frühstückscafé wird jeden Donnerstag von 9.30 bis 12.30 Uhr angeboten. Neben dem ausgewogenen Frühstück gibt es ein aktivierendes Programm für die Besucher. „Dazu gehören Spiele, Puzzle mit großen Teilen und Ratespiele speziell für Demenzerkrankte“, erklärt Gabriele Daniel. Zudem werde jahreszeitlich gebastelt. Beide Angebote betreuen jeweils zwei ehrenamtliche speziell geschulte Kräfte, die dabei auf die individuellen Bedürfnisse der Gäste eingehen und großen Wert auf das Wohlergehen der Besucher legen. Im Moment betreuen zwei Krankenschwestern und eine Ärztin unsere Besucher. Daniel ergänzt: „In beiden Gruppen wird viel gesungen und wert darauf gelegt, dass viel gelacht wird und gute Stimmung herrscht.“ Hierzu trägt auch Anerkennungspraktikantin Susanne Tschäppe-Köhler bei, sie hat eine Clownerieausbildung absolviert und erheitert gern zusammen mit Kolleginnen die Besucher. „Clownerie veranlasst die Menschen, in kindliche Gefühle reinzuspüren“, erklärt Daniel. Die Wiederbelebung von Gefühlen und Erfahrungen aus der Vergangenheit gibt den älteren Menschen eine Orientierungshilfe.
Zeitgleich wird donnerstags im Nebenraum ein Angehörigentreff veranstaltet. Bei einem gemeinsamen Frühstück können sich Angehörige untereinander austauschen und Erfahrungen teilen. Irmtraut Franzke aus Gadenstedt kommt seit mehr als einem Jahr zu den Veranstaltungen. Ihr Mann ist an Demenz erkrankt. „Ich freue mich immer auf den Donnerstag, um mal rauzukommen“, sagt sie. „Der Austausch bringt mir sehr viel.“ Die Angehörigen lachen und weinen zusammen, sie reden über die Geschehnisse der letzten acht Tage und sie tauschen sich über gesetzliche Neuerungen aus. In der Angehörigengruppe werden zudem vier Mal jährlich Ausflüge in Cafés oder zu Besichtigungen unternommen – zusammen mit den Erkrankten und den Ehrenamtlichen. „Die Paare haben somit die Möglichkeit, gemeinsam und mit Unterstützung etwas zusammen zu unternehmen“, sagt Gabriele Daniel. „In der Gruppe sind die Angehörigen geschützt und können auch mögliche peinliche Situationen leichter aushalten.“
Überwiegend besuchen betroffene Paare die Gruppenangebote von HilDe. Jana (Name geändert) nahm hingegen regelmäßig mit ihrer an Demenz erkrankten Mutter teil. Sie sagt: „Meine Mutter war bereits recht krank und konnte nicht verbal ihre Gefühle äußern, doch jedes Mal nach einem Treffen merkte ich, dass sie in einer besseren Stimmung war“. Betroffene sind herzlich eingeladen, einmal unverbindlich teilzunehmen oder sich beraten zu lassen.