Wenn der Geist nicht mehr so will
PEINE (tw). Bei Demenz werden Musik und Bewegung von Ärzten und Therapeuten zur Verbesserung des Befindens empfohlen. Diesem Hinweis folgte das Projekt „Hilfe bei Demenz“ („HilDe“) des paritätischen Wohlfahrtsverbandes Peine und initiierte das neue Angebot „In Bewegung bleiben“ für demenziell veränderte Menschen. Neben „HilDe“-Projektleiterein Gabriele Daniel sorgen die beiden ehrenamtlichen Helferinnen Christine Burghardt und Irmhild Becker für ein geeignetes und umfangreiches Programm.
„Die Treffen finden immer montags von 15 bis 17.30 Uhr statt. Wir beginnen – weil es viele ältere Menschen so gewohnt sind – mit Kaffee und Kuchen,“ beschreibt die 55-jährige Christine Burghardt den Ablauf. „Anschließend steht die Motivation zur Bewegung an erster Stelle.“ Mit Igelbällen, Therabändern und einem Klett-Dartspiel wird die Koordination gefördert. Beliebt sind auch Stuhlgymnastik und Sitztänze. „Die Musik geht am Denken vorbei direkt ins Fühlen“, beschreibt Gabriele Daniel. Kein Wunder also, dass manche Teilnehmer ab und zu ein spontanes Tänzchen wagen.
Auch das Singen ist ein wichtiges Element von „In Bewegung bleiben“. „Wir singen bekannte Lieder, deren Texte die teilnehmenden demenziell veränderten Personen aus ihrer Jugend kennen. Wir selbst müssen die Texte vorher oft im Internet recherchieren“, gibt die 62-jährige Irmhild Becker zu.
Über ihren Beruf als examinierte Krankenschwester und durch die Tätigkeit in der ambulanten Pflege haben Burghardt und Becker Kontakt zur Demenzerkrankung bekommen. Dadurch können sie bei der Programmauswahl auf ihre Erfahrung zurückgreifen. „Aber wir holen uns auch Anregungen aus dem Internet, aus Literatur und Fachzeitschriften.“ Wichtig ist es, flexibel zu bleiben, denn „oft ist ein festes Programm auf Grund der Situation und der Stimmung nicht möglich.“ Doch trotz allem wird bei jedem Treffen die Aktivierung zur Bewegung nicht aus den Augen verloren. „Bei uns geht es immer fröhlich zu, es herrscht eine lustige Stimmung“, versichern die beiden Frauen und denken dabei an die Faschingsfeier mit den gebastelten Papierhüten zurück.
Jeder Interessierte kann zunächst an einer „Schnupperstunde“ teilnehmen. Vorher leisten Irmhild Becker und Christine Burghardt Biografiearbeit. „Wir erkundigen uns bei den Angehörigen nach den Vorlieben des Teilnehmers. Denn oftmals wissen diese auf Grund der Erkrankung viele alltäglich eDinge nicht mehr, zum Beispiel wie viel Zucker sie in den Kaffee haben möchten“, führt Irmhild Becker auf. Zudem verfügen beide über Erfahrungen in der Validation – einer speziellen Form der Kontaktaufnahme bei Demenzerkrankungen. „Dabei wird Kritik vermieden und Lob steht an erster Stelle. Zudem wird auf die Erkrankten eingegangen und sie werden nicht korrigiert.“
„In Bewegung bleiben“ wurde erst im Januar ins Leben gerufen, dementsprechend gibt es noch freie Plätze. „Angehörigen wird auf diese Weise Freiraum geschaffen. Sie können in der Zeit Besorgungen machen oder sich mit anderen austauschen. Die Kosten übernimmt in der Regel die Krankenkasse“, versichert Gabriele Daniel.
Wer Interesse an „In Bewegung bleiben“ hat oder sich weiter informieren möchte, wird gebeten sich bei Gabriele Daniel unter 05171/9409562 zu melden.