"Wir bringen Menschen zusammen"

"Wir bringen Menschen zusammen"

EDEMISSEN (tw). Der Adventskalender zählt vor allem für Kinder ebenso zur Vorweihnachtszeit wie der Nikolaustag, Gebäck und Schokolade. Er verkürzt die Wartezeit und mit jedem geöffneten Türchen wird ein bisschen deutlicher, dass Weihnachten gar nicht mehr fern ist. Einen Adventskalender der ganz anderen Art haben Henning und Erika Könemann in Edemissen eingeführt. In Absprache mit der evangelischen Kirchengemeinde organisieren sie seit 2006 einen lebendigen Adventskalender.

Pastorin Annette Baden-Ratz (links) und das Ehepaar Könemann haben den lebendigen Adventskalender organisiert. Foto: T. Wosnitza

Dabei verfolgen sie nicht nur das Ziel der verkürzten Wartezeit. „Wir möchten Menschen zusammenbringen und sie zum Innehalten anregen“, macht Henning Könemann deutlich. Etwa eine halbe Stunde ist für jeden Abend angedacht, aber manchmal dauert das Programm auch einmal etwas länger. Beginn ist in der Regel um 18 Uhr. „Oft entwickeln sich im Nachgang noch interessante Gespräche, aber das ist keine Pflicht“, beschreibt Erika Könemann.

Auf die Idee ist das Edemisser Ehepaar durch Kontakte zu anderen Gemeinden gekommen, in denen der lebendige Adventskalender bereits etabliert war. „Und in der heutigen Zeit kann man sich schließlich auch Informationen im Internet suchen.“ Jeden Abend findet der lebendige Adventskalender an einem anderen Ort statt. Mit einbezogen werden Familien und Privatpersonen aus allen Kapellengemeinden, aber es sind auch Chöre, der Jugendmitarbeiterkreis, der Heimatverein und andere Organisationen dabei. „Nicht jeder macht jedes Jahr mit. Manchmal macht jemand ein Jahr Pause, dafür ist wer anderes dabei. Ganz besonders wird der lebendige Adventskalender an ungewöhnlichen Orten wie dem Feuerwehrhaus oder im Seniorenheim“, denkt Henning Könemann zurück, der zusammen mit seiner Ehefrau und Nachbarn am 19. Dezember das Türchen des lebendigen Adventskalenders gestaltet.

In der Regel richten sich die Ausrichter nach einem Ablaufschema: es werden Lieder gesungen, Geschichten vorgelesen und es gibt einen christlichen Segen. „Aber oft spielen auch die Kinder etwas auf ihrer Blockflöte vor oder sagen Gedichte auf. Dadurch bleibt es abwechslungsreich“, so Erika Könemann. Pastorin Annette Baden-Ratz ergänzt: „Falls jemand Probleme bei der Vorbereitung hat, bieten wir unsere Hilfe an. Es gibt auch eine Kiste, in der sich Bücher mit Liedern und Segenssprüchen befinden. Aber die meisten benötigen diese Hilfe nicht.“

10 bis 60 Personen sind an jedem Abend dabei. Vertreten sind jeweils alle Altersklassen. Und auch im Vorfeld ist die Resonanz groß. „Wir schreiben diejenigen, die im letzten Jahr mitgemacht haben, rechtzeitig an und laden zum Vorbereitungstreffen. Es kommen immer viele Rückmeldungen. Daran merkt man, dass der lebendige Adventskalender sich noch nicht tot gelaufen hat, sondern dass er einfach dazu gehört“, ist sich das Ehepaar Könemann einig.

Einen Kontrapunkt möchten die beiden Edemissener zur kommerziell gewordenen Adventszeit setzen. „Ursprünglich ist die Adventszeit eine Ruhe- und Fastenzeit. Sich darauf zurückzubesinnen kostet Kraft. Mit dem lebendigen Adventskalender möchten wir einen Teil dazu beitragen“, sagt Henning Könemann. Und es sind die schönen Erinnerungen an die letzten Jahre, die zum Weitermachen animieren. Zum Beispiel die an den lebendigen Adventskalender im Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses, in dem jemand in regelmäßigen Abständen den Lichtschalter betätigen musste.