2.000 Teilnehmer bei Warnstreik bei der Salzgitter AG
Streikten für ein höheres Einkommen und eine sichere Altersteilzeit: Beschäftigte der Salzgitter AG. Foto: Karliczek

2.000 Teilnehmer bei Warnstreik bei der Salzgitter AG

Salzgitter. Rund 2.000 Beschäftigte der Salzgitter AG folgten dem Aufruf der IG Metall und haben in Salzgitter die Arbeit niedergelegt. Die Beschäftigten sind für 4,5 Prozent höhere Einkommen und sichere Altersteilzeit aus den Werkstoren vor die Hauptverwaltung der Salzgitter AG gezogen.

Die Tarifvertragsparteien in der nordwestdeutschen Stahlindustrie haben sich in der 3. Verhandlungsrunde auf einen Tarifabschluss geeinigt. Demnach steigen die Entgelte für die rund 72.000 Beschäftigten ab 01.April 2017 für 13 Monate um 2,3 Prozent und ab 01.Mai 2018 für 8 Monate um 1,7 Prozent. Der Tarifvertrag endet am 31.12.2018. Die Ausbildungsvergütung steigt durchgehend um den Erhöhungsbetrag des 4. Ausbildungsjahres. Außerdem verständigten sich die Tarifvertragsparteien auf die Fortsetzung der Tarifverträge zur Altersteilzeit und zum Einsatz von Werkvertragsbeschäftigten.

Mit Warnstreiks hatten die Mitarbieter zuvor auch in Salzgitter ihre Forderungen unterstrichen. Das Angebot der Stahlarbeitergeber aus der 2. Tarifverhandlung: 1,3 Prozent mehr Einkommen für eine Laufzeit von 15 Monaten ist für die Beschäftigten eine boshafte Frechheit. Matthias Wilhelm, Bevollmächtigter der IG Metall Salzgitter-Peine, bezeichnete das Angebot als schwere Missachtung der Leistung der Mitarbeiter. Ohne die Mitarbeiter wären alle Pläne der Vorstände und Geschäftsführer Schall und Rauch. Die Mitarbeiter stehen mit ihrer tagtäglichen Arbeit für die jetzt in der Stahlindustrie einsetzenden wirtschaftlichen Verbesserung und deshalb haben sie auch ihren Anteil an der positiven Entwicklung verdient.
Matthias Wilhelm machte deutlich, dass die Altersteilzeit das einzige personalpolitische Instrument ist, um älteren Beschäftigten den vorzeitigen Ausstieg aus dem Erwerbsleben zu ermöglichen und jüngeren Beschäftigten damit eine dauerhafte Beschäftigungsperspektive in der Stahlindustrie zu eröffnen. Er unterstrich unmissverständlich, dass dieser Generationenvertrag in der Stahlindustrie immer so gelebt wurde und die Beschäftigten in der Stahlindus-trie diesen Generationenvertrag im Interesse der jungen Kollegen nicht aufgeben werden.
Den Aussagen der Arbeitgeber zum erlittenen Substanzverlust in den Unternehmen der Stahlindustrie entgegnete Wilhelm, die wahre Substanz, die die Unternehmen verlieren können, ist das Engagement und die Identifikation der Beschäftigten mit der Stahlindustrie. In dieser Frage sollten die Stahlarbeitgeber besser nicht mit dem Feuer spielen, sondern endlich den gut begründeten Forderungen der Beschäftigten nachkommen.
Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, sagt: „Wir legen ein faires Forderungspaket vor, das zur wirtschaftlichen Lage der Branche und zur aktuellen Lage in den Betrieben passt. Die Lage hat sich erkennbar verbessert, wir sehen derzeit keinen Grund zur Schwarzmalerei. Das Angebot der Arbeitgeber dagegen bedeutet Reallohnverlust. Diese Frechheit akzeptieren wir nicht, dafür gibt es jetzt mit den Warnstreiks die Quittung.“
„Das Angebot der Arbeitgeber ist ein Schlag ins Gesicht vor allem für die Kolleginnen und Kollegen, die mit über 60 noch härteste Arbeit leisten. Die Arbeit im Stahlwerk ist körperlich und gesundheitlich sehr belastend, nur wenige Beschäftigte halten bis zum Erreichen des Rentenalters durch. Deswegen brauchen wir Möglichkeiten, vorher auszusteigen. Faire Altersteilzeit zu guten Konditionen, darauf können und werden wir nicht verzichten.“
Alle Redner der Kundgebung waren sich einig. Kommen die Arbeitgeber in der 3. Verhandlungsrunde nicht um die Ecke, können die Beschäftigten auch noch eine Schippe drauflegen, um ihren Forderungen noch stärkeren Nachdruck zu verleihen.