Ärztehaus statt Supermarkt in Lengede
Lengede. Der Rat der Gemeinde hat einstimmig den Grundsatzbeschluss für die Einrichtung eines medizinischen Versorgungszentrums (Ärztehaus) gefasst und somit den Startschuss für erste Detailplanungen gegeben. Als möglicher Standort für die Realisierung eines solchen Vorhabens wird der Umbau des leerstehenden ehemaligen Penny-Marktes im Bodenstedter Weg im Ortskern geprüft.
„Im Jahr 2016 hat die langjährige Kinderärztin in der Gemeinde Lengede ihre Praxis aufgegeben. Seitdem versuchen wir einen Kinderarztsitz in die Gemeinde zu bekommen“, erläutert Bürgermeisterin Maren Wegener. Seit ihrem Amtsantritt sei sie im regelmäßigen Austausch mit den ortsansässigen Hausärzten und der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), um auch mittelfristig die hausärztliche Versorgung im Gemeindegebiet in der Zukunft sicherstellen zu können. „Bei diesen Gesprächen wurde deutlich, dass in den kommenden zehn bis 15 Jahren die ortsansässigen Hausärzte ihre Praxen abgeben werden. In Anbetracht der großen Bedeutung für die Daseinsvorsorge ist es wichtig, dass wir hier gemeinsam gegensteuern und eine sichere Versorgung im Bereich der Allgemeinmedizin garantieren“, teilt Maren Wegener mit.
Von der KVN wurde auf die künftige Entwicklung der Ärzteversorgung im ländlichen Raum hingewiesen und im Zuge der neuen Landesvorgaben für die kinder- und hausärztliche Versorgung im Februar 2020 zwei zusätzliche Sitze für Allgemeinmediziner und ein Kinderarztsitz für den Bereich neu ausgeschrieben. Zeitgleich arbeitet die Gemeinde Lengede an dem Projekt Ärztehaus. „Da der Bundesgesetzgeber die Gründung medizinischer Versorgungszentren durch Kommunen erleichtert hat, erhalten sie hierdurch die Möglichkeit, die medizinische Versorgung vor Ort selbst aktiv zu beeinflussen und zu verbessern“, so Bürgermeisterin Maren Wegener.
Die neu ausgeschriebenen Hausarzt- und Kinderarztsitze sollen gebündelt ins neue Versorgungszentrum ziehen, die vorhandenen Hausärzte weiterhin dezentral in den Ortschaften bleiben. „Bei dieser Vorgehensweise gibt es keine Konkurrenzbefürchtungen der bereits niedergelassenen Ärzte. Der Bedarf ist hoch und hiermit können die bestehenden Praxen entlastet werden“, heißt es dazu aus dem Rathaus.
Die KVN hat der Gemeinde Lengede eine Kooperation angeboten. In Abstimmung mit den ortsansässigen Hausärzten soll ein Konzept erarbeitet werden, um die Versorgung zu sichern und das Ärztehaus im Bodenstedter Weg zu realisieren. Maren Wegener: „Arztpraxen und Kinderarztpraxen vor Ort sind ebenso wichtige Infrastrukturmaßnahmen wie ein Supermarkt. Es ist eine zukunftsorientierte Idee, die unseren Lengeder Ortskern zusätzlich belebt.“