Auszubildende im Klinikum Salzgitter drehen Film über häusliche Gewalt
SZ-Lebenstedt. 14 angehende Gesundheits- und Krankenpfleger des Bildungszentrums am Helios Klinikum wollen auf das wichtige Thema häuslicher und sexueller Gewalt aufmerksam machen. Als Regisseure, Darsteller und Kameraleute haben sie mit Unterstützung des Bürgersenders TV38 einen aufklärenden Film gedreht.
Das Klinikum ist Partnerklinik des Netzwerk ProBeweis und somit eine wichtige Anlaufstelle für Opfer von häuslicher oder sexueller Gewalt. Sie können sich dort kostenfrei und vertraulich untersuchen lassen und so Beweise sichern. „Körperliche und sexuelle Gewalt ereignet sich vor allem in der Partnerschaft, im Bekanntenkreis oder in der Familie“, sagt Chefärztin Melanie Sick aus der Interdisziplinären Notaufnahme. Gerade in diesen Fällen sei es für die Betroffenen sehr schwierig, sich sofort für eine Strafanzeige zu entscheiden. „Häufig erfolgt die Anzeige erst einige Zeit nach dem Ereignis“, weiß sie. „Es ist für eine spätere Strafverfolgung wichtig, dass sich Betroffene zeitnah untersuchen lassen und die Verletzungen dokumentiert werden. So werden die Spuren gesichert.“ In den Partnerkliniken des Netzwerkes wird Betroffenen eine gerichtsverwertbare Untersuchung durch speziell geschulte Ärzte angeboten.
Die Idee zum Film gibt es schon länger. Denn häusliche und sexuelle Gewalt geschieht oft in der Nähe und ist trotzdem nur schwer zu erkennen. Das Drehbuch wurde von den Auszubildenden noch ergänzt. Unterstützt wurden sie bei den Dreharbeiten durch Isabell Brandis sowie Nour Alhussein und Nidal Bwbakry von TV 38.
Drehorte aussuchen, Interviews überlegen und die Kamerapositionen bestimmen. Wer kann die Botschaften richtig überbringen? Obwohl das Thema sehr schwierig ist, waren die Rollen schnell vergeben. „Es war eine tolle Erfahrung und unglaublich spannend zu erfahren, wie es hinter den Kulissen zugeht. Ich hätte nie gedacht, wieviel Arbeit und Schweiß für einen kleinen Film notwendig sind“, berichtet Auszubildender Omayma Ben Ameur. „Anfangs waren wir alle etwas skeptisch“, sagt Kollege Yannik Grobe. Es sei ein schwieriges Thema, weil die Opfer aus Scham schweigen und nicht wissen, wem sie sich anvertrauen können oder, weil ihre Not nicht erkannt werde.
Der Film dient als Leitfaden, beantwortet erste Fragen und macht auf das Beratungsangebot aufmerksam. Auch Regisseurin Isabell Brandis von TV38 ist zufrieden mit dem Ergebnis: „Die Auszubildenden haben die für sie ungewohnten Aufgaben mit Bravour gemeistert.“
Das Angebot des Klinikums bei häuslicher und/oder sexueller Gewalt in Zusammenarbeit mit „ProBeweis“:
– Kostenlose Untersuchung unter Gewährleistung der Schweigepflicht
– Gerichtsverwertbare Dokumentation von Verletzungen und Spurensicherung
– Aufbewahrung der Beweismittel für mind. drei Jahre
– Kontakt zu Opferunterstützungseinrichtungen
– (Anonyme) telefonische Beratung.
Der Film ist zu sehen unter www.helios-kliniken.de/salzgitter oder bei Youtube unter „Beweissicherung für die Betroffenen von Gewalt“