Bauvorhaben in Salzgiter wegen historischer Funde unterbrochen
SZ-Gebhardshagen. Ein historisch interessanter Fund wurde bei Erdarbeiten auf der Baustelle in der Ritter-Gebhard-Straße 75 gemacht. Steine, Scherben und Tierknochen, die beim Ausheben einer Baugrube für eine Lagerhalle entdeckt worden waren, erwiesen sich als frühgeschichtliche Relikte.
Auf die drei Siedlungsgruben war der Historiker Dr. Thomas Dahms zufällig während eines Spazierganges aufmerksam geworden. Weil er beruflich zur Siedlungsgeschichte um das heutige Gebhardshagen forschte und promovierte, erkannte er, dass die von ihm spontan geborgenen Scherben archäologisch bedeutsam sind. Also bat er um umgehende Begutachtung und Bauunterbrechung, die sofort ausgeführt wurden.
Die Archäologin Christine Kellner-Depner M.A. vom Städtischen Museum Schloss Salder bestätigte den historischen Wert des Fundes und datierte die Scherben in einer ersten Einschätzung auf den Zeitraum vom 1. bis 2. Jahrhundert nach Christus. Das lasse den Schluss zu, dass vor etwa 2.000 Jahren dort Menschen gesiedelt hätten, sind sich die Museumsmitarbeiterin und der ehrenamtlich Beauftragte für die archäologische Bodendenkmalpflege in Salzgitter, Hartwig Paul, einig.
Die jetzt beginnenden weiteren Untersuchungen werden zeigen, ob und welche Schlüsse zur Existenz der Wüstung Kirchheerte gezogen werden können. Sie wurde erstmals 1238 erwähnt und bis in das 16. Jahrhundert verzeichnet, danach dann aber aufgegeben.
Die Archäologische Arbeitsgemeinschaft Salzgitter um Hartwig Paul wird am kommenden Sonntag mit mehreren Mitgliedern und Helfern wie auch mit der Unterstützung des Bauherrn Bernd Hoppe und seiner Frau in ehrenamtlicher Arbeit die Fundstellen vermessen, zeichnen und schließlich ausgraben.
„Wir hoffen natürlich auf noch viele weitere Objekte als die bisher geborgenen rund 30 Stücke“, sagte Hartwig Paul. Die Funde übergeben die Archäologen dann dem Landesmuseum in Braunschweig.
„Sollte etwas Spektakuläres gefunden werden, würden wir das gern in unserem Museum in Salder zeigen. Im Salzgittergebiet lässt sich eine große Dichte germanischer Siedlungen verzeichnen, von denen die bekannteste die in den 1950er-Jahren ausgegrabene Siedlung von Salzgitter-Lobmachtersen ist. Dort lässt sich die Stahlerzeugung fast 2.000 Jahre zurückverfolgen“, erläutert Christine Kellner-Depner. Wichtig sei, dass der Fundort nun in die Niedersächsische Denkmalkartei aufgenommen werde. Die Bauarbeiten wurden sofort nach dem Fund und nach einer Ortsbesichtigung durch das Fachgebiet Bauordnung und Denkmalschutz unterbrochen. Nach Abschluss der Arbeiten wird die mündliche Anordnung aufgehoben und die Baustelle wieder freigegeben.