Bei Union Salzgitter trainiert mancher für ein zweites Leben
Eine Abteilung mit Herz: Die Koronar-Sportler sind bei Union Salzgitter wieder unterwegs. Foto: Spittler

Bei Union Salzgitter trainiert mancher für ein zweites Leben

SZ-Bad. „Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die Todesursache Nummer eins in Deutschland, deshalb ist Prävention und Rehabilitation so wichtig“ sagt der betreuende Arzt der Koronarabteilung des SV Union, Ulrich Kunze, während der Übungsleiter Viktor Guschakowski mit einer Gruppe betroffener Mitglieder auf dem Gelände der Wiesenschule walkt und anschließend gymnastische Übungen durchführt.

In der „Abteilung mit Herz“, wie sie von Arzt und Übungsleiter genannt wird, trainieren jeden Montag 80 Sportler von 17 bis 21 Uhr in vier Gruppen. Früher kaum denkbar, heute aber eine therapeutische Selbstverständlichkeit: Sport treiben nach einem Herzinfarkt, einem einschneidenden Ereignis im Leben eines jeden Betroffenen.
Der diplomierte Sportlehrer Guschakowski hat ein besonderes Händchen für die Aktiven, die nicht nach olympischen Medaillen streben, wohl aber nach einem möglichst normalen, manchmal sogar zweiten Leben. Die einen haben einen Herzinfarkt überstanden, andere haben eine neue Herzklappe bekommen, wieder andere haben eine Herzmuskelschwäche oder Bypässe bekommen.
„Mit der behutsamen Verbesserung von Kraft, Kondition und der Optimierung der organischen Werte, wird möglichst viel Gesundheit und Lebensqualität wiedergewonnen“ kommentiert Guschakowski sein Tun, besser seine Leidenschaft, während der Arzt am Rande bei einer Sportlerin den Puls misst.
Ohne begleitenden Arzt kein Training. Ulrich Kunze überprüft nicht nur den Puls oder andere Vitalwerte, er hat während der gesamten Zeit ein wachsames Auge auf die Koronarsportler, um im Bedarfsfalle sofort helfen zu können. „Den Defibrilator muss ich immer dabei haben, aber den haben wir seit der Gründung der Abteilung im Jahre 1988 erst einmal einsetzen müssen“, bemerkt Kunze.
Ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen haben beide gleichermaßen. Und auf Nachfrage erzählt Guschakowski: „Körper und Geist gehören untrennbar zusammen, deshalb unternehmen wir auch neben dem normalen Training noch einiges.“
Im Hinblick auf die Zukunft ist sich Kunze sicher: „Abteilungen, Einrichtungen wie die unsere werden mehr denn je gebraucht, denn Bewegungsmangel und falsche Ernährung in allen Altersschichten geben Anlass zur Sorge. Mehr als 50 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland sind übergewichtig und fast noch erschütternder, auch jedes dritte Kind, leider mit steigender Tendenz.mas