Bewohner in Salzgitter-Watenstedt warten auf Antworten
SZ-Watenstedt. Im Ort brodelt es. Seit Jahren fühlen sich die Bürger von den Politikern und der Stadt Salzgitter bezüglich ihrer seit 1998 geplanten Umsiedlung aus dem Industriegebiet betrogen. Den Unmut der Watenstedter spürten die Vertreter aus Rat und Verwaltung, die auf Einladung von Bewohnern zur Podiumsdiskussion in die proppenvolle Kirche gekommen waren.
Mitveranstalter Andreas Roggatz eröffnete die Bürgerversammlung mit dem Hinweis auf das Schreiben von Oberbürgermeister Frank Klingebiel, in dem die Bewohner Mitte Juni darüber informiert wurden, dass Watenstedt durch Probleme seitens der Kommunalaufsichtsbehörden nicht wie geplant in einen Industriepark umgewandelt werden kann. Nun wollten die Bürger wissen, wie es weitergeht.
Weder die anwesenden Fraktionsvertreter noch Oberbürgermeister Frank Klingebiel oder der frühere Ortsbürgermeister der Ortschaft Ost, Karl-Heinz Schünemann, konnten den mehr als 100 Besuchern ein konkretes Datum nennen, an dem die Stadt ihnen die Grundstücke und Häuser zwecks Umsiedlung abkaufen kann. Schünemann, selbst wohnhaft in Watenstedt, beklagte, dass für alle möglichen Projekte bis hin zur Seepromenade Geld bereitgestellt werden sollte, aber die Watenstedter müssten schon sehr lange auf eine Entscheidung und damit auf Unterstützung warten.
Nach dem Ratsbeschluss von 1998 sollte die Ortschaft zum Gewerbegebiet überplant werden, 2012 wurde der Industriepark auf Watenstedter Gebiet beschlossen und ein Jahr später sogar die „Industriepark Salzgitter-Watenstedt Entwicklungs GmbH“ gegründet. In die sollten die Stadt und die Salzgitter AG jährlich je 500.000 Euro für den Haus- und Grundstückserwerb einzahlen.
Doch begann eine Negativent-
wicklung sondergleichen: Erst 2015 wurde vom Land mitgeteilt, dass es keine EU-Fördermittel geben werde und ein Jahr später verbietet Niedersachsen mit einem salzgitterschen Minister eine Darlehensaufnahme in Höhe von 34 Millionen Euro.
Damit sei das Projekt erst einmal auf Eis gelegt und damit auch die Entschädigung der Watenstedter Bürger gestoppt so Klingebiel. Ein Ankauf der Grundstücke und Häuser sei ohne Einrichtung eines Industriegebietes rechtlich nicht möglich. Dennoch werde man die Einrichtung eines solchen Gewerbegebietes weiter verfolgen. Daraufhin stieg der Unwillen der Besucher ebenso schnell wie der Lärmpegel. An der Stelle
wünschten sich viele Ratsmitglieder eine professionelle externe Moderation, um weiter sachlich argumentieren zu können.
Alle Politiker versuchten gegen die Geräuschkulisse anzukommen, um zu verdeutlichen, dass man sehr sich sehr wohl um die Belange der Bürger kümmern wolle. Nur gehe das halt nicht mehr so schnell. Vertreter aller Parteien als auch der Oberbürgermeister sagten zu, trotz aller Belastungen im Haushalt jährlich eine größere Summe zurückzustellen, um in wenigen Jahren mit den Unterstützungszahlungen zu beginnen. Auch eine Finanzierung durch die städtische Wohnbau soll geprüft werden, hieß es. Der neue Ortsbürgermeister der Christian Striese schlug vor, die Watenstedter Bürger am Entwicklungsprozess zu beteiligen. pa