Bürokratie: Salzgitters Handwerker fühlen sich mitunter geknechtet
SZ-Lebenstedt. Die wachsende Bürokratie treibt vielen Handwerksmeistern die Falten auf die Stirn. Das wurde beim traditionellen Heringsessen im Hotel am See deutlich, zu dem die Kreishandwerkerschaft Süd-Ost Niederschachsen wieder viele Gäste aus dem öffentlichen Leben begrüßen konnte.
Als „traditionsbewusst, verlässlich und kontinuierlich“ bezeichnete Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel die Handwerkerschaft mit Blick auf die 57. Auflage des Heringsessens. Er hob die Verbundenheit der Betriebe zur Stadt hervor. Sie sorgten dafür, dass Salzgitter wächst und attraktiver wird. Die Verwaltung will sich dafür einsetzen, dass das Handwerk auch weiter goldenen Boden in der Stadt hat.
Dabei gelten gerade die Auflagen der Behörden mittlerweile als größtes Handicap bei vielen Firmen und übertreffen sogar noch die Sorgen vor dem Fachkräftemangel, wie Kreishandwerksmeister Gerhard Kunze in seiner Begrüßung betonte. Manche Meister fühlten sich „geknechtet“ von Dokumentationen, Kontrollen und Verboten. Dabei sei das Handwerk „ein Stabilisator in schwierigen Zeiten und gesellschaftlicher Erfolgsfaktor“, so Gerd Kunze, es zeichne sich aus durch Standorttreue und Flexibilität.
Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer, freute sich über die gute wirtschaftliche Lage und – mit Blick auf die steigenden Ausbildungszahlen — über das gute Image, das der Berufsstand genießt. Aber auch er warnte vor staatlichen Regelungen, die kontraproduktiv wirken. Gerade bei guter Auftragslage sind laut Detlef Bade „eine effiziente Verwaltung“ und „schlanke Regelungen“ wichtig.
Unter dem Titel „Weniger Zettel – mehr Zeit für das Handwerk“ widmete sich auch FDP-Landesvorsitzender Stefan Birkner in seiner Festansprache den wachsenden bürokratischen Herausforderungen. Die Impulse für den „Trend zur Verregelung und Verrechtlichung“ kämen aus der Gesellschaft. Gepaart sei dies mit einer „geringen Verantwortungsbereitschaft“ in den Verwaltungen. Der allgemeine Wunsch, das Lebensrisiko zu minimieren, führt nach seinen Worten dazu, dass immer seltener der gesunde Menschenverstand entscheidet. Mehr Spielräume, aber auch mehr Toleranz könnten da helfen, so Stefan Birkner.
Das Vergaberecht des Landes bezeichnete der FDP-Politiker als mittelstandfeindlich. „Das gehört abgeschafft.“ Es reiche, mit den EU-Vorgaben zu arbeiten. Und Stefan Birkner fordert eine Mittelstandklausel, nach der künftig die Auwirkungen jedes neuen Gesetzes für kleine und mittlere Betriebe geprüft werden müssten.